Kommentar
Mit der Publikation dieser Stichfolge des 43jährigen Gérard
Audran (*2.08.1640 Lyon - † 26.07.1703 Paris) als Stecher und Verleger tätig) erschien 1683 zum ersten Mal in der europäischen Neuzeit ein reiner
Bildband zum Thema Proportion der menschlichen Gestalt. Weder Meßverfahren noch Maßeinheiten sind in sich einheitlich und auf Anhieb nachvollziehbar. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen:
1. Beides war bereits durch voraufgehende Publikationen hinreichend festgeschrieben.
2. Diese Publikation war anfänglich nur für den internen Gebrauch an der Académie Royal des Beaux Arts vorgesehen, die durch Vorträge sich der Details und weiteren Zusammenhänge des Problems intern bereits vergewissert hatte.
Überblickt man die einschlägigen Conférences (Bourdon › 1670, Anguier 1672, Mosnier › 1676, Testelin › 1678) wird letzteres sofort augenscheinlich. Aber auch hinreichende Kommentare lagen vor: Auf Vitruv, Dürer und Lomazzo (den › 1649 H. Pader in einer französischen Bearbeitung herausgegeben hatte) wurde verwiesen. Bellori hatte 1672 den Bericht über Poussins Vermessungen vorgelegt. Cousins Werk von › 1560 war 1571 neu aufgelegt worden. Schließlich war auch Albertis Werk › 1650 durch Frèart ediert worden, als Abraham Bosse im Taschenformat › 1656 einen ersten Satz von Stichen veröffentlichte.
Dessen knapper Kommentar ist dann bei Audran kaum detaillierter ausgefallen - und Testelin hatte › 1680 auf zwei Tafeln mit tabellenförmiger Kurzfassung die systematisierte Vergewisserung der proportionalen Maße von antiken Statuen im Auftrage der Akademie als Grundlage seines Vortrages von 1678 vorgelegt.
Bibliographie
Titel: »Les Proportions du corps humain mesurées sur les plus belles figures de l'antiquité.« A Paris, Chez Girard Audran, Graveur du Roy, ruë S. Jaques, aux deux Piliers d′or. MDCLXXXIII. - V Blatt, 30 Tafeln.
»Des Menschlichen Leibes Proportionen, Von den vortrefflichsten und allerschönsten Antichen genommen / und mit Fleiß abgemessen/ Durch Mr. Audran, Professeur der Königlichen Mahler=Academie zu Paris. Anitzo/ Den Kunst-liebenden zum Besten / ins Teutsche übersetzet.« In Verlegung Johann Jacob von Sandrart. [Nürnberg, s.d.], [1690].
Literatur: Tanner 1981, S. 56 - 59; Gerlach 1990, S, 21, 23, 24, 27, 29, 31 - 36, 42, 44, 46, 63, 82 - 84 f, 89, 105, 121, 147 - 149, 159, 172 f*, 193, 198, 203, 211, 217, 219, 225, 227, 230, 232 - 233, 236 - 237, 239, 243, 245; M. Préaud, "Audran, 12. Girard." In: »Allgemeines Künstlerlexikon.« Bd. 5, 1992, S. 602; Édition critique intégrale sous la direction de Jacqueline Lichtenstein und Christian Michel, »Conférences de l'Académie royale de Peinture et de Sculpture.« Tome I: »Les Conférences au temps d'Henry Testelin 1648 - 1681.« Volume 2, Paris 2006, S. 25, 581 - 593; Tome II, Volume 2, 2009.
Exemplar: Getty Research Institute: Paris 1683 › digital; Nürnberg (1690 ?) › digital; Privatbesitz.
© Wp.gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.