Kommentar
Van den Berg (*8.11.1802 Rotterdam - † 20.07.1861 Den Haag) studierte in Antwerpen Malerei. 1841 begann er mit Lehrtätigkeit an der Akademie in Den Haag, deren Direktor er 1844 wurde.
Das war Veranlassung genug ein solches Lehrbuch zu verfassen. Das Buch ist zweisprachig (niederländisch / französisch) verfaßt. Im Text des vorliegenden großformatigen Bandes sind die Ausführungen zur Behandlung der Proportion anhand des Gebeins und der Gelenke des menschlichen Körpers von S. 22 bis S. 39 angeordnet.
Bergs Proportionstheorie ist die einzige, die sich einer körperunabhängigen Maßeinheit bedient (10:10). Damit die daraus resultierenden Teilungen mit einer markanten anatomischen Gliederung des Körpers zur Deckung kommen, muß er die unwahrscheinliche Gesamthöhe von 7,69 KL annehmen, denn mit jeder anderen herkömmlichen Gesamthöhe verlöre diese Proportionstheorie völlig an anschaulicher Evidenz. Verständlich indessen wird dieser Versuch sich dem Dilemma einer Meßungenauigkeit zu entziehen, ein offensichtlich unausweichliches Problem bei allen bisherigen Versuchen sich an bestimmten Gliederungen des Skeletts zu orientieren. Das aber war bereits Gegenstand der Kritik in der 2. Hälfte des XVII. Jahrhunderts in den Pariser Akademiedebatten gewesen.
Bergs Vorschlag blieb ohne Erfolg. Zu sehr wollte man den menschlichen Körper doch als einen integralen Teil von Natur und Kosmos verstanden wissen (bezeichnend dafür etwa die Kritik von Gamba › 1862). Daher wurde körpereigenen Maßeinheiten (Carus › 1853: 1/3 des freien Rückgrats, Zeising › 1854: goldener Schnitt oder die altbewährte Kopfhöhe) weiterhin der Vorzug gegeben.
In der anthropologischen Anthropometrie wurde schließlich in der 2. Hälfte des XIX. Jahrhunderts eine internationale Konvention über die Meßpunkte am Skelett vereinbart, die aber auf die Proportionstheorien keine Rückwirkung hatte, denkt man etwa an Le Courbusier's Konzeption oder an vergleichbare Versuche am Bauhaus in den 20er Jahren des XX. Jahrhunderts (Oskar Schlemmer u.a.).
Bibliographie
Titel:
»Leerwijze om het beengestel, de gewrichten en bewegingen van het meschelijk ligchaam, door middel eener daartoe zamengestelde Proportie, grondig te leeren kennen en teekenen. Door J. E. J. van den Berg, Konstschilder. Hoofdonderwijzer aan de Teeken-Academie te ′s Gravenhage.« ′s Gravenhage. Nederlandsche Maatschappij van Schoone Kunsten. Bestuurder, J. W. ten Hagen. 1842.
- 2 Frontispize, Vortitelblatt, I Blatt Verlagsadresse, Titelblatt niederl., Titelblatt französisch, I Blatt Zitate, I Blatt
Errata, S. 1 - S. 39
Inleiding. / Introduction., I Blatt
Beenderen, I Blatt
Les Os., II Blätter
Overzigt / Revue, Pl. 1. - Pl. 24.
Literatur: Gerlach 1990, S. 33, 35, 143, 218*; U. R., "Berg, Jacobus Everardus Josephus van den." In: »Allgemeines Künstlerlexikon.« Bd. 9, 1999, S. 306 (1854!).
Exemplar: Koninkl. Bibliotheek te′ s Hage
› digital; Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.