Kommentar
Adolph Zeising stammt aus Ballenstedt am Harz, geb. 1810, gest. 1876 in München. Er gilt als Begründer der mathematischen Ästhetik. Aus seinem Amt als Gymnasiallehrer, das er seit 1834 wahrnahm, wurde er nach der Niederschlagung der Revolution in Bernburg 1852 in Pension geschickt. Er hatte als Leiter des Liberalen Clubs dort mit zur Einrichtung eines Landtages beigetragen. Danach ließ er sich 1853 in Leipzig nieder, wo er seine »Neue Lehre« verfaßte. Ab 1855 lebte er in München. Sein Wunsch antike Statuen in der Glyptothek vermessen zu dürfen, wurde vom bayerischen König abgelehnt.
Dieser Wunsch hing aufs engste mit seinen Überlegungen zu mathematischen Proportionalsystemen zusammen, vorrangig der Frage der Anwendung des Goldenen Schnitts auch in der Antike. Das umfangreiche Werk von Zeising behandelt die Realisation der Proportion der menschlichen Gestalt. Dazu durchforschte er alle ihm erreichbare historische Literatur und schildert das Ergebnis auf 119 Seiten dieses Buches.
Er verwies hier wie dort auf seine im folgenden Jahr erschienene › »Aesthetische Forschungen«, in denen er die Zusammenhänge ausführlich dargelegt habe. Es handelt sich um eine anthropologische Untersuchung, die weitgehend auf kunsttheoretische Literatur sich bezieht. Er wolle den Nachweis erbringen, daß es ein auch in der Kunst schon angewandtes, mathematisch exakt nachvollziehbares "morphologisches Grundgesetz" gäbe, dem ästhetische Qualitäten entsprängen.
Bibliographie
Titel:
»Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers: aus einem bisher unerkannt gebliebenen, die ganze Natur und Kunst durchdringenden morphologischen Grundgesetze entwickelt und mit einer vollständigen historischen Uebersicht der bisherigen Systeme begleitet von Professor Dr. A. Zeising. Mit 177 in den Text gedruckten Holzschnitten.« Leipzig, Rudolph Weigel. 1854.
- Titelblatt, I Blatt Zitate, S. III - S. XII
Vorwort., S. XIII - S. XV
Uebersicht des Inhalts., S. XVI - S. XXII
Verzeichnis der Holzschnitte., S. 1 - S. 10
Einleitung, S. 11 - S. 450
Historischer Ueberblick ueber die bisherigen Systeme. - Systematischer Theil., S. 451 - S. 457
Anweisung, 177 Figuren + zahlreiche Maßtabellen im Text.
Literatur: »Allgemeine Deutsche Biographie.« Bd. 55, 1910, S. 404 - 411; M. Mende 1971, S. 489, Nr. 8025; Gerlach 1990, S. 8, 15, 22, 24, 27, 29, 33, 34, 37 f, 49 f, 159 f, 224*, 225, 227, 231 ff, 236 ff, 241, 243, 245.
Exemplar: München, Bayer. Staatsbibliothek
› digital; Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.