Kommentar
Das Quadrat hat eine schwergewichtige Symbolik mindestens seit Platon. Und so verwundert es keineswegs, daß nach Vitruv und Leonardo in dem von uns betrachteten Zeitraum mindestens zwei Mal das Quadrat als Grundlage der Konstruktion von Proportionalität der menschlichen Figur durchgespielt wurde. Der erste Fall war Lichtensteger (
›1746) und der zweite Fall ist
Liharzig (
* 1813 - † 1866).
Bei ihm wird es nun weit über die Gestalt des Menschen hinaus als "Grundlage aller Proportionalität in der Natur" in Anspruch genommen.
Es ist nicht nur amüsant nachzulesen, wie der "Doctor der Medicin und Chirurgie, Augenarzt und Accoucheur, prakt. Kinderarzt, Ritter des kaisl. Mexikanischen Guadalupe- und des königl. Belgischen Leopold-Ordens, Besitzer des kaisl. Oesterreichischen, der königl Sächsischen und der herzogl. Nassau'schen dem Adolfs-Orden affilierten Medaille für Wissenschaft und Kunst und der Londoner Preismedaille des Jahres 1862. Mitglied der kais. Leopoldinischen-Carolinischen deutschen Akademie der Wissenschaften, des Doctoren - Collegiums und der kais. geologischen Reichsanstalt zu Wien, actives Mitglied der kais. Naturfoschenden und der kais. medizinisch-physikalischen Gesellschaft zu Moskau, corresp. Mitglied der königl. medicinisch-physikalischen Gesellschaft zu Athen, dann der königl. ostpreussischen ökonomisch-physikalischen, der Graubündtner Gesellschaft und der Gesellschaft Bandiera zu Palermo etc. etc." diesen Nachweis über 200 Druckseiten ausbaute, sondern bezeichnend, daß er damit glaubte dem Geheimnis der Schöpfung auf die Spur gekommen zu sein.
Er glaubte auch den Nachweis erbracht zu haben, daß diese Uridee nicht nur bei einer statischen Betrachtung von Naturerscheinungen seine Gültigkeit habe, sondern ebenso bei zeitlichen Prozessen - wie dem Wachstum - sich als Konstante erweisen ließe.
Das unterscheidet in der Tat seine von allen vorherigen Äußerungen dazu. Ebenso bezeichnend ist dieser Versuch im Fluß der Zeit einen solchen festen Halt an einer Konstante aufweisen zu wollen getragen von der Überzeugung es auch zu können.
Bibliographie
Titel: »Das Quadrat die Grundlage aller Proportionalität in der Natur und das Qadrat aus der Zahl Sieben die Uridee des menschlichen Körperbaues. Von Franz Liharzik, Doctor de Medicin und Chirurgie, Augenarzt und Accoucheur, prakt. Kinderarzt, Ritter des kais.Mexikanischen Guadalupe- und des königl. Belgischen Leopold-Ordens ...« Wien. Verlag von Herzfeld & Bauer. 1865.
- Titelblatt, II Blatt Inhaltsverzeichnis, S. II - S. VIII Vorwort, S. 1 - S. 48 Einleitung, S. 49 - S. 84 Das Tetragramm, S. 85 - S. 201 Der magische Cubus, I Blatt Errata, Tafeln der Tetragrammde aus den Zahlen 3 - 26 und der algebraischen Formeln für alle magischen Quadrate., Tafel I. - XLIV.
Literatur: Gerlach 1990, S. 231*.
Exemplar: München, Bayer. Staatsbibliothek › digital (fehlen die beiden letzten Tafeln); Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.