Kommentar
In Analogien zur musikalischen Harmonie und unter Bezug auf Audrans Veröffentlichung der Poussinschen Statuenvermessungen konstruiert Lagout im Anschluß an seine Publikationen von › 1860/1862 eine eigene konstruktive Konzeption mit dem Modul der Gesichtsbreite = 1.
Demnach misst die Höhe des Gesichtes 5/4 und die Kopfhöhe 5/3 dieses Moduls. Damit glaubt er auch an antiken Statuen die Gültigkeit der Analogie zu den musikalischen Harmonien nachgewiesen zu haben.
Poussin hatte selber von Ähnlichkeiten mit den musikalischen Harmonien in Briefen gesprochen. Indessen war von ihm dort eine modale Analogie erarbeitet, die etwas mit dem Gliederungssystem der darzustellenden Inhalte von Skulptur und Malerei zu tun hatte (Götter - Heroen - sterbliche Menschen etwa), nicht aber solche Zahlenspiele in den Blick genommen waren.
Denn Poussin wußte offenbar schon sehr viel besser als Lagout, daß dadurch ein unlösbares Problem bei der Bestimmung der Meßpunkte auftreten würde. Erstaunlicherweise schweigt sich der Ingenieur genau dazu aus, obwohl in der zeitgleichen französischen Anthropologie gerade dieses Problem kontrovers diskutiert und schließlich mit einer internationalen Norm zu beseitigen getrachtet wurde.
Bibliographie
Titel: «Esthétique nombrée. Application de l′Équitation du Beau à l'Analyse harmonique de la Statuaire nouvelle. Par M. Édouard Lagout Auteur de l′ Équitation du Beau. Ancien Éleve de l′École Polytechnique, - Ancien Ingénieur en chef en Italie, Ingénieur au corps impérial des Ponts-et-Chaussées. Précédée d′une Lettre à M. Vivet, de l′Académie-Française. Avec le Buste de Bianca Capello en Photographie.» = Extrait de l'Annuaire encyclopédique, 1862. Paris E. Dentu, Libraire-Éditeur Palais-Royal, 13 et Galerie d'Orléans, 17. 1863.
- Titelblatt, I Blatt Explication Péremptoire., Frontispiz, S. 1 - S. 16 Statuaire Nouvelle, I Blatt Ouvrages de M. Lagout, 1 Abbildung.
Literatur: L. S., in: »La Grande Encyclopedie.« Tome 21, 1885 - 1904, S. 765; Gerlach 1990, S. 230*.
Exemplar: Getty Research Institute › digital; Privatbesitz.
© WP.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.