Kommentar
Annähernd 10 Jahre bevor Quételet (› 1870) sein großes statistisches Werk vorlegte, in dem auch das Wachstum auf breiter Grundlage zum Thema gemacht worden war, erschien diese recht spektakulär in Aufmachung und Anlaß präsentierte Publikation des Wiener Anthropologen Liharzik (* 1813 - † 1866). Auf der Weltausstellung in London 1862 wurden die in Erz gegossenen 24 Modelle der Öffentlichkeit gezeigt. Sie waren u.a. Ausgangspunkt für Liharziks Theorie des von ihm so genannten "universellen Wachstumsgesetzes".
Betrachtet man den Wert seiner für den erwachsenen Mann ermittelten mittleren Größe von 7,29 Kopflängen, dann fällt auf, daß dieser Wert weit unter demjenigen liegt, der überhaupt je als Mittelwert angegeben wurde - schließt man alle diejenigen aus, die von einem Mittelwert von 8 Kopflänge - oder darüber - ausgingen.
Umgerechnet auf eine mittlere Größe von 1,78 m beträgt diese Differenz rund 4 cm. Damit machte er einen relativ kleinwüchsigen Mann zum Idealfall (wohlgemerkt statistisch!). Das aber entspricht im industrialisierten Mitteleuropa nach der Mitte des XIX. Jahrhunderts eher einem ländlichen Bewohner, denn einem städtischen Arbeiter. Damit rief er auf der Weltausstellung von 1862 den männlichen Bewohner der ländlichen Idylle - oder den Typus des niederen Modus - streng wissenschaftlich, anthropometrisch zum Heroen der Zeit aus.
Bibliographie
Literatur: Tanner 1981, S. 63 - 64; Gerlach 1999, S. 30, 35, 41, 50, 141, 229 f*, 232 f, 235 ff, 243.
Exemplar: München, Bayer. Staatsbibliothek › digital; Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.