Kommentar
Mit der napoleonischen Eroberung von Ägypten trat auch dessen antike Bildkultur in den Blick der europäischen Öffentlichkeit. Im Zuge der modischen Ägyptomanie knüpfte der Maler, Graphiker und Kunstschriftsteller
Superville (*18.07.1770 den Haag - † 9.01.1849 Leiden) an eine philologisch-spekulative Interpretationsgeschichte an: Ursprachenphantasien, Phantasien über eine geheimnisvolle "prisca theologia", eine Urreligion und in deren Umwelt vermutete Urweisheit füllten deren Schrifttum.
Selten indessen war von den Proportionslehren dort die Rede. Das holt nun Superville - ohne Bezug auf Jomard (› 1817/1822) und Granville (› 1825) - nach.
Neben einer traditionellen Einleitung rekonstruierte er auch an ägyptischen Statuen und Reliefs, die es in der Sammlung in Leiden zu Genüge gab, seine Version einer ägyptischen Proportionslehre.
Diese spezielle historische Studie hat keinen Niederschlag in den nachfolgenden Proportionstheorien gefunden. Nirgends wurde sie zitiert oder auch nur auf sie verwiesen. Die Versuche indessen, in denen mit den Begriffen von Ursprünglich, Urphänomen, Urgesetz und ähnlichem operiert wurde, nahm wenig später schlagartig zu. Er war der Erste in diesem Feld.
Nach seinem Studium in Rom von 1789 bis 1802 wurde Humbert de Superville Zeichenlehrer an der Seekadettenanstalt zu Rotterdam. 1814 dann Direktor der Zeichenakademie in Leiden, die 1823 geschlossen wurde, an der er zwischen 1821 und 1822 kunstgeschichtliche Vorlesungen gehalten hatte. 1825 wurde er Leiter des Kunstkabinets. Erst während dieser Tätigkeit verfaßte er das Buch angesichts der dort gesammelten Originale.
Bibliographie
Titel:
»Essai sur les signes inconditioneles dans l'art. Par D. P. G. H. d. S.« Livre I - III. Leyde, C. C. van der Hoeck. 1827 - 1832. Imprimerie de A. D. Schinkel a La Haye.
- Titelblatt, 1 Blatt
Tableau, S. 1
Essai, S. 3 - 78
Livre Premier. - Livre Troisième., S. I - VI
Appendice du troisième Livre., S. 1 - 36
Notes, S. 1 - 8
Revision, I Blatt
Tableau, 1 doppelseitige Tabelle
Tableau-Synoptique, zahlreiche unnum. Abb. im Text.
Literatur: In: »Allgemeines Künstlerlexikon.« Bd. 18, 1925, S. 123 - 124; Gerlach 1990, S. 210*.
Exemplar: Heidelberg, Univ. Bibliothek
› digital; Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.