Kommentar
Rumohr (*1785 Gut Reinhardsgrimma bei Dresden - † 1842 Dresden) studierte bei Fiorillo in Göttingen und ließ sich durch Riepenhausen zum Sammeln von Kunst anleiten. Seine Bekanntschaft mit Runge und Tieck in den Jahren 1803/1804 und der Gemäldegalerie in Dresden veranlaßte ihn dann zum ersten Mal 1805 nach Italien zu reisen. Danach begann er ab 1810 kunstgeschichtliche Untersuchungen zu veröffentlichen. Eine zweite Italienreise (1816 - 1822), auf der er umfangreiche Archivstudien unternahm, brachte ihn zur Veröffentlichung seiner Hauptwerkes, den »Italienischen Forschungen«.
Er unterscheidet, unter Bezug auf Schiller, »Über Anmuth und Würde« (1793), drei Formen der Schönheit. Allerdings nicht "innerhalb des Schönen", [...] "vielmehr innerhalb der allgemeinen Eigenschaften, welche wir Schönheit nennen.". (S. 90).
Die erste und einleuchtend die niedrigste umfaßt die Veranlassung eines bloß "sinnlichen Wohlgefallens am Schauen". (S. 91).
"Die zweyte Art der Schönheit beruhet auf bestimmten Verhältnissen und Fügungen von Formen und Linien, welche auf eine unerklärte und dunkle Weise, doch der Wirkung nach ganz sicher und ausgemacht, nicht etwa bloß das Gesicht angenehm anregen, vielmehr die gesammte Lebensthätigkeit ergreifen und die Seele nothwendig in die glücklichste Stimmung versetzen. Diese Art der Schönheit scheint, gleich der musikalischen Harmonie, in der allgemeinen Weltordnung ihr Gegenbild zu haben, doch wird es unmöglich seyn, das Gesetz, nach welchem sie entstehet, jemals etwa ebenso deutlich zu erkennen und darzulegen, als längst schon das Verhältniß und die Folge der Töne erkannt und bestimmt worden ist. [...]. Da es nun vornehmlich in der Baukunst am Tage liegt, da bestimmte räumliche Verhältnisse schon an und für sich über die Seele eine unwiderstehliche Gewalt ausüben, so nannte Schiller diese Schönheit die architectonische [...]. Die Benennung, Schönheit des Maßes, welche ich vorschlage, dürfte daher freyer von Nebenbeziehungen und weitumfassender seyn, als jene andere. Diese zweyte Schönheit, wie es scheint, die eigentliche Schönheit der Griechen, ist übrigens nicht mehr, wie jenes bloß sinnlich Wohlgefällige, nach Maaßgabe der Empfänglichkeit der Einzelnen, bald diese, bald jene, sondern stets und unwandelbar dieselbe." (S. 93 - 94).
Bibliographie
Titel:
»Italienische Forschungen von C. F. von Rumohr.« Berlin und Stettin, in der Nicolai'schen Buchhandlung. 1827.
- Titelblatt, I Blatt Vers, III Blätter Widmung, S. VII - S. X
Vorwort, S. XI Titelblatt, S. 1 - S. 355 Text., I Blatt
Sinnentstellende Druckfehler..
Literatur: Ernst Sigismund, "Rumohr, Carl Friedrich Freiherr von." In: »Allgemeines Künstlerlexikon.« Bd. 19, 1935, S. 202 - 203; Gerlach 1990, 209*.
Exemplare: Deutsches Textarchiv Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW) Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
› digital; Heidelberg, Univ. Bibliothek: Bd. 1 - 3
› digital; Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.