Kommentar
Falconet zerschlug beide Stützen, auf denen man bisher etwas Gesichertes über den Kanon das Polyklet zu wissen glaubte: Er greift das Problem der Rekonstruktion des Kanon des Polyklet nicht primär von der denkmalhistorischen Seite her auf, obwohl sein Vater Bildhauer war. Ihn müsste - erschiene glaubwürdig - durchaus interessiert haben, was Winckelmann entweder in der »Geschichte der Kunst« oder in den »Monumenti inediti« (1767) dazu geschrieben hatte. Er hatte nämlich eine 1738 gefundene Kopie des Doryphoros in der Villa Medici gesehen und erwähnt, aber nicht mit dieser alten Frage in Zusammenhang gebracht.
Falconet nähert sich dem Problem von der philologischen Seite. Das Material dazu war zuletzt durch Franciscus Junius (› 1637) vorgelegt worden. Darauf rekurrierte Falconet nur gelegentlich. Sein Anstoß war indessen aktueller. Er kritisierte die Plinius Übersetzung in der »Encyclopedie« des Comte de Cylus (Vol. 14, pag. 824). Seine Übersetzungsalternativen nun kamen der Sache beträchtlich näher. Nur, daß damit das akademische Argument vom mittleren Maß ins Wanken geriet, denn seiner Folgerung nach mußte diese Musterstatue einen sehr spezifischen Charakter aufgewiesen haben.
Als nächstes nahm er sich die bisher vorgeschlagenen Statuen - die zugleich zu den kanonischen Studienobjekten der französischen Akademie zählten (Torso vom Belvedere, Herkules Farnese, Fechter Borghese) - kritisch vor. Er dividierte auseinander, daß die antiken Bildhauer zwar aus Statueninschriften bekannt, in der Literatur aber nirgends genannt seien. Zudem hätten diese Statuen aber rein garnichts mit der antiken Beschreibung des Doryphoros zu tun.
Bibliographie
Titel:
»Oeuvres completes d′Etienne Falconet, adjoint a recteur de la ci-devant Académie de peinture et sculpture de Paris, honoraire de celle de Saint-Pétersbourg, etc. Contenant la traduction des Livres de Pline, concernant la Peinture et la Sculpture, avec des notes; des observations sur diverses opinions de cet auteur, et différens ouvrages sur les arts dans l′antiquité et chez les peuples modernes; Précédées de la vie de Falconet, par P. C. Levesque, membre de l′Insitute de France et de la Légion d′honneur, professeur de Moral et d′Histoire au collége de France. Troisième édition,: revue et corrigée par l′auteur.« Paris, Demtu, Imprimeur-Libraire, Rue du Point-de-Lodi, n.
o 3. 1808³.
- Vortitelblatt, Frontispiz, Titelblatt, Blatt I - Blatt II
Avis du Libraire., S. 3
Vie d′Étienne Falconet - S. 21
„... un plus vaste théâtre.“, S. III - S. XIX
Avis de l′Éditeur., S. xx
Préface de l′auteur. - S. xlvij
„... je me fais honneur de le déclarer ici.“, I Blatt
Fautes a Corriger, S. 1
Traduction Du Trente-Quatrieme Livre De Pline. - S. 208 „... la peinture & à la sculpture.“, S. 209
Notes sur la Traduction - S. 410
Fin du tome premier.
Literatur: Gerlach 1990, S. 31, 44, 119, 191*.
Exemplar: Paris, Bibliotheque national de France
› digital; Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.