Kommentar
Der französische Maler und Bildhauer Rochet (*1815 - † 1900 Paris) beschäftigte sich neben seiner künstlerischen Tätigkeit vornehmlich mit Fragen der anthropologischen Diskussion um die Konzeption einer männlichen und weiblichen Normalgestalt.
Dieser an die Société eingesandte Vortrag enthält eine lamoryante Verteidigung seiner seit 1835/45 durchgeführten forschenden Tätigkeit als Theoretiker eines "Prototyp humaine".
Dazu führt er seine Publikationen von >1884 und deren in London, Rom und Wien erschienenen Übersetzungen an. Anschließend erläutert er noch einmal sein Schema einer Gestalt von 8, bzw. 10 Kopflängen mit der Maßeinheit von 1 Kopfhöhe (die sich als analog zu Vitruvs "homo bene figuratus" erweist).
Abschließend charakterisiert er diese Mustergestalt: für die bildende Kunst sei sie ein moralisch hochstehendes, für den Mediziners ein Muster an Gesundheit, dem Philosophen ein Muster an Weisheit, dem Künstler ein Muster an Schönheit, der Verwaltung ein Muster an Gerechtigkeit, dem Militär ein Muster an Gehorsam und dem Kaufmann ein Muster an Vertrauenswürdigkeit. Er könne daher nicht verstehen, warum sein Prototyp nicht streitlos von allen Wissenschaften akzeptiert worden wäre.
Bibliographie
Titel:
»Mémoire adressé a la Société d'Anthropologie pour démontrer l'Existence d'une Anthropologie des Beaux-Arts par Charles Rochet. Et reclamer mes droits de priorité et de decouvert d'un Prototyp de la Création Humaine. Lu par M. le Secrétaire général dans la séance du 21 février 1895.« Beaugency, Imprimerie de J. Laffray 1895. S. 1 - S. 8.
Literatur: Anonym, „Rochet, Charles." In: Ulrich Thieme - Felix Becker (Hg.), »Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler.« Bd. 28, 1934, S. 450; Gerlach 1990, S. 143, 243*.
Exemplar: Paris, Bib. national de France Gallica ›
digital.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 07.2019.