Kommentar
Gustav Theodor Fritsch (*5.03.1838 Kottbus - † 12.06.1927 Berlin) war begeisterter Afrikareisender. Er betrieb dort Rassenstudien, aus denen 1904 eine Studie zu › ägyptischen Volkstypen hervorging. Als ausgebildeter Mediziner spezialisierte er sich auf Gehirnphysiologie und Untersuchungen zur Funktion des Auges, beschäftigte sich mit Fragen der Fotografie und der Mikroskopie.
Die Beschäftigung mit der Geschichte der Proportionsstudien diente rassenkundlichen Studien im Rahmen seiner - neben seinem Hauptberuf betriebenen - Untersuchungen zur physischen Anthropologie, die er während seines Studiums in Afrika begonnen hatte.
In diesem Vortrag stellt er verschiedene zeitgenössische Methoden vor, mit denen die Proportionen einer menschlichen Gestalt konstruiert werden könne. Dabei bevorzugt er das Verfahren nach dem Goldenen Schnitt (Fig. 1, 3, 6, 6 a).
In den letzten drei Abbildungen (Fig. 7, 8, 9) exemplifizierte er an einem Gemälde von Franz Stuck, dem Foto eines Preisringers und dem einer ägyptischen Felachin die Brauchbarkeit des Verfahrens.
In der knapp referierten anschließenden Diskussion kam auch das Problem der Bestimmung der Meßpunkte zur Sprache. Er entzog sich dieser Problematik allerdings mit einem unglaublich schwachen Argument. Er behauptete, daß die Meßpunkte an einem Foto leichter zu bestimmen seinen, als an der lebenden Gestalt. Diese unreflektierte Fortschrittsgläubigkeit und das blinde Vertrauen in die von ihm praktizierte Technik der Fotographie erscheint im nachhinein mehr als naiv.
Bibliographie
Titel: „Die graphischen Methoden zur Bestimmung der Verhältnissen des menschlichen Körpers.“ In: Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, redigiert von R[udolf] Virchow. Berlin 1895. S. 172 - S. 188.
Literatur: »Meyers Grosses Konversations Lexikon.« Bd. 7, 19076, S. 159; Gerlach 1990, S. 243*, 245.
Exemplar: Berlin › Titel › nicht digital..
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 07.2019.