Kommentar
Adolph Zeising (*1810 Ballenstedt - † 1876 München) - Begründer der mathematischen Ästhetik - legte mit diesem Artikel seine Überlegungen zur Vereinbarkeit der unterschiedlichen Ansätze bei der Auseinandersetzung über die ästhetische Überlegenheit der Kopfform der Europäer vor.
Nach Camper (> 1792), Cuvier, Blumenbach, Alexander von Humboldt und anderen schloß er mit einem einfachen Rechenverfahren. Der ideale Gesichtswinkel ließe sich nach dem Prinzip des Goldenen Schnittes ermitteln.
Wiederholt nutzte er dieses für die Naturwissenschaft seiner Zeit charakteristische Verfahren der Reduktion auf einen überschaubar handhabbaren Faktor, um daraus weitgehende Schlüsse zu ziehen. Das Ausblenden der unendlich vielfältigen Variabilität der Naturformen ließ keine allgemeinen Aussagen zu, es sei denn sie seien trivial. Also strengte man sich an über diese Art von Reduktion die unterschiedlichsten Aspekte der menschlichen Erscheinung auf immer ein gleiches ästhetisches Prinzip zurückzuführen. Dieses glaubte er - wie viele seiner Zeitgenossen - dann als Naturgesetz ausgewiesen zu haben - und erhielt nichts anderes als die Bestätigung eines normativen, klassizistischen Ideals.
Bibliographie
Titel:
„Zur Lehre vom menschlichen Gesichtswinkel. Von Adolpf Zeising.“ In: Die Natur. Zeitung zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntniß und Naturanschauung für Leser aller Stände. Herausgegeben von Dr. Otto Ule und Dr. Karls Müller. Mit xylographischen Illustrationen, Fünfter Band. (Jahrgang 1856.) Halle, G. Schwetschke'scher Verlag.
Titelblatt, S. 241 - S. 243, S. 252 - S. 255, S. 269 - S. 270, S. 276 - S. 278, S. 292 - S. 296. / 5. Band 38, 1856, S. 297 - S. 299.
Literatur: »Allgemeine Deutsche Biographie.« Bd. 55, 1910, S. 404 - 411; »Deutsches Biographisches Archiv.« NF. 1442; Gerlach 1990, S. 226*.
Exemplar: München, Bayer. StaatsBibliothek
> digital.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.