Kommentar
Piroli lebte von 1750 an (*16.10.1750 - † 22.03.1824) in Rom. Er war als Kupferstecher ausgebildet. Zwischen 1804 - 1807 und 1810 - 1816 ging er nach Paris, um für den dortigen Piranesi-Verlag zu arbeiten.
Wesentlich ein Buch zum Studium der Anatomie des menschlichen (d.i. männlichen) Körpers ist dieses Vorlagenwerk von Piroli schon in seiner graphischen Qualität von einem bemerkenswert - wenn auch konservativ - fast unzeitgemäßen Reiz.
Denkt man an die gleichzeitigen Silberstiftzeichnungen der Nazarener und deutschen Romantiker - gerade auch in Rom - oder die feinlinigen Radierungen der Klassizisten, dann sind diese an Piranesi gemahnenden Radierungen von einem schweren Duktus. Das setzt sich dann auch in dem fort, was er zur Proportion anzubieten hat.
Zwar klingt der Apell an Raphael oder Michelangelo zeitgemäß, doch ist die Maßeinheit von 1 Gesichtslänge und der Typus mit 10 Gesichtslängen kaum noch zeitgemäß, wenn man etwa die Überlegungen von › Schadow aus dem gleichen Jahr damit konfrontiert. In Vergleich zu den durchaus üppigen anatomischen Detailstudien im 2. Teil des Werkes erscheinen die Tafeln zur Proportion (Taf. I, II, IV, XIX und XXV) nur als ein Vorwand. Die Taf. XVI. bietet den Vitruv-Mann als Skelett mit den gehörigen Maßangaben.
Bibliographie
Titel:
»Raccolta di Studj come elementi del disegno. Tratti dall′Antico da Raffaello e Michangelo. Con aggiunta di alcune tavole anatomiche. Il tutto pubblicato, ed inciso in 40 Rami da Tommaso Piroli l′Anno MDCCCI.« In Roma Presso l′Autore a Strada Gregoriana Nº 203.
- Titelblatt, unnumm. Tafeln mit jeweils eingefügter Erklärung 2 - 43.
Literatur: Nagler, »Künstlerlexikon.« Bd. 11, 1841, S. 198, Nr. 15; Ulrich Thieme - Felix Becker, »Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler.« Bd. 27, 1933, S. 87; Gerlach 1990, S. 32 f, 119, 143, 199*.
Exemplar: Heidelberg, Univ.Bibliothek:
› digital; Privatbesitz.
© wp.gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.