Kommentar
Immanuel Kant (*1724 Königsberg - † 1804) habilitierte sich 1755 zum Magister der Philosophie. Die Vorlesungen zur Anthropologie hielt er zwischen 1772 und 1779, nachdem er 1770 eine Professur für Logik und Mathematik nach seinen Wünschen erhalten hatte.
Das Problem der Proportion der menschlichen Gestalt ist für ihn ein Problem, das er im Zuge der Bestimmung des Geschmacks bei der subjektiven Einschätzung der Schönheit erörterte. Proportionen sind diejenigen Regeln, die als Bedingung für alle Schönheit gelten. Sie dienen zur Bestimmung der Stimmigkeit bei der Darstellung einer Gattung von Lebewesen oder Objekten, die Thema der bildenden Kunst sein können.
Diese Aussage deckt sich mit dem Ort in der Systematik, den Alberti ihr bereits in der Kunsttheorie zugewiesen hatte, nämlich noch bevor der Gestalt - durch die Binnenmodulation in der Zeichnung etwa - mimische oder durch eine bewegte Haltung für einen bestimmten Moment einer Handlung charakteristische Gestik zugeordnet wird. Durch die u.U. damit einhergehende Variation der gattungstypischen Proportionen erst kommen dieser Gestalt individuelle Züge zu, die sie dem Geschlecht, dem Alter und dem gesellschaftlichen Stand nach modifiziert zu einer angemessenen Figur in einer erzählenden Darstellung werden lässt.
Erst durch die Festlegung auf ein bestimmtes Regelwerk innerhalb einer Gattung von Objekten können Unterschiede festgelegt werden, die derartige Differenzen zu beurteilen erlauben. Der "mittlere Typus" der Kunsttheorie ist nach seiner Vorstellung nicht das Ergebnis einer statistischen Erhebung, sondern eine Vereinbarung, durch die erst die jeweils angewandten Differenzen erfahrbar werden.
Bibliographie
Titel:
»Critik der Urtheilskraft von Immanuel Kant.« Berlin und Libau, bey Lagarde und Friederich 1790. [Berlin 1790.].
- Titelblatt, S. III - X
Vorrede, S. XI - LVI
Einleitung, S. LVII - LVIII
Eintheilung, S. 1 Zwischentitel, S. 3
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urtheilskraft. - 476
II.Th. Critik der teleologischen Urtheilskraft., 1 Blatt
Druckfehler.
Literatur: Gerlach 1990, S. 195*.
Exemplar: München, Bayer. Staatsbibliothek:
> digital; Privatbesitz.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.