Kommentar
Des Herrn Georg Heinrich Werners Lebensdaten sind unbekannt. Er veröffentlichte einen durchweg konventioneller Text. Seine Hauptquelle ist Lairesse (
› 1707), auf den er beiläufig S. 38 und 44 verweist. Dafür spricht auch die ausführliche Erläuterung der proportionalen Teile des Gesichts, des Kopfes, der Augen, Ohren, Hände usw. (S. 43 ff).
S. 6 verweist er auf Crousaz, Abt Schmidt, »Fasciculo miscellaneorum physicorum, Dissertation, »De pulchritudo hominis.« und Francisci › Hutcheson, »Disquisitio de origine idearum« 2. Aufl. in engl. Übersetzung London 1726.
Als vorbildliche antiken Statuen erwähnt er - in einer Reihenfolge, die in der Proportionsliteratur vor ihm durchaus gängig ist - die des Laokoon S. 9, S. 14 die der Venus Medici, und schrieb S. 16: "[...]. Man betrachte nur den vollkommenen Körper des Antonius [!] Admirandus; man beschaue ferner die schöne Gottheit des Vaticanischen Apollo; wird man nicht die Verhältnisse dieser beyden Statuen über die erschaffenen Menschen setzen müssen ? [...]."
S. 21: Venus Uranice.
S. 22 - 23: "[...]. Habe ich nun vorhero gesagt, daß wir zwey Modells vor uns nehmen, und dabey das Nöthigste in Betrachtung ziehen wollen; so soll demnach das erste ein männliches, und mit allen seinen Theilen im Ganzen betrachtet, ein solches seyn, welches sein völliges Wachsthum erhalten hat, und dabey dreißig Jahr alt ist. In diesem Jahre zeigen sich die Muskeln auf das merklichste, das Fleisch ist vermehret, die Zwischenräume der Muskeln sind erfüllet, und überhaupt bilden und runden sich die Glieder in diesem Jahre aus; dahingegen ein Mensch von zwanzig und drey und zwanzig Jahren, wenn er / auch schon seine völlige Größe erreicht hat, nur noch sehr schlank und dünne ist, mithin auch seine Schenkel und Füße noch sehr schwach sind. Das andere Modell, womit ich meine Leser unterhalten will, ist ein weibliches, von zwanzig Jahren. In diesem Jahre hat eine Weibsperson ihren völligen Wachsthum erreichet. [...]."
Zum Proportionsschema heisst es bei ihm (S. 32 - 33): "[...]. Die ganze Länge eines menschlichen Körpers wird in zehen Theile (oder Gesichter) getheilet; Denn eben das Gesicht giebt die vornehmste Gelegenheit zu diesen Masen [!]. Das Gesicht oder der zehende Theil wird in drey Theile getheilet. Der erste fängt über der Stirn bey dem Haarwachs an, und endiget sich an dem Anfang der Nase; die Nase selbst machet den zweyten oder den mittleren / Theil des Gesichtes aus; und der dritte Theil fängt sich unter der Nase an, und reichet bis zu Ende des Kinns. [folgen noch kleinere Teile]. "von dem Ende der Nase bis zu der Oefnung des Mundes, ist der erste Theil; von diesem bis oberhalb des Kinns, ist der zweyte Theil; und das Kinn selbst machet den dritten Theil aus. Theilet man aber die ganze menschliche Gestalt in 8. Köpfe, so muß zu dem Gesichte noch ein Drittheil des Gesichts, oder eine Nasenlänge hinzugethan werden, welches von oberhalb der Stirn bis zu der höchsten Höhe des Scheidels reichet. Also besteht die ganze Kopflänge aus vier Drittheil des Gesichts. [...]." Ab S. 35 folgen ebenso ausführlich die Angaben zur Breite.
Bibliographie
Titel: »
Nöthigste Anweisung in der Zeichenkunst, wie die Theile des Menschen durch Geometrische Regeln und nach dem vollkommensten Ebenmaße ganz leicht zu zeichnen, zusammen zu setzen, und die Gestalt eines Ganzen vorzustellen. Mit Kupfern.« Frankfurt und Leipzig, 1775.
- Titelblatt, [I], S. 3
In der Absicht - 144
„... wo die Anatomie selbst erscheinen wird.“, num., bezeichnete aber unsignierte Tafeln I. - VIII.
Exemplare: München, Bayerische Staats-Bibliothek: 1775:
› digital; Heidelberg, Univ. Bibliothek:
› 1768; München, ZIK, Signatur: BK 5⁄12 R.
© W. P. Gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.