Kommentar
Dieses Buch ist eine konzentrierte Ausgabe der zwischen 1794 und 1835 in Göttingen erschienen Erklärungen der Hogarthschen Bilder. Lichtenberg (*1742 Oberamstädt - † 1799 Göttingen, Mathematiker und Schriftsteller) konnte in diesen Erklärungen seine Ansicht von der Rolle der Physiognomik einfließen lassen, da die von Hogarth (*1697 - † 1764) schon 1753 geäußerten Ansichten den seinen entgegenkamen.
Er hatte gegen Lavaters Beurteilungen der festen Silhouette menschlicher Köpfe das Gesicht als ,Ort der Handlung', als sich verändernden Ausdrucksträger verstanden. Damit hatte er angeregt auf die keineswegs statische Qualität menschlicher Charaktereigenschaften zu achten. Diesem Anliegen kamen nun die Hogarthschen Sittengemälde entgegen, da sie handelnde Menschen in durchaus zwiespältigen bis grotesken Situationen schilderten. Diese immer wieder zu beobachtende Situation von unangemessenem Verhalten, unfreiwilliger Komik, aber auch die der bürgerlich privaten Tragik bedürfen einer eigenen Bildsprache zur angemessenen Darstellung der handelnden Personen, die Hogarth vor allem in der Malerei Rembrandts vorgebildet sah.
Auf der Tafel 88 aus der »Analysis» stellt er in dem Hof vor einem Bildhaueratelier neben den typischen Gerätschaften alle jene antiken Statuen vor, die für die Proportionstheorien seit dem XVI. Jahrhundert als die Musterbeispiele für bildende Künstler immer wieder empfohlen worden waren.
Bibliographie
Titel: Georg Christoph Lichtenberg, »Ausführliche Erklärungen der Hogarthischen Kupferstiche mit verkleinerten aber vollständigen Copien derselben von E. Riepenhausen [...].« Göttingen, Dieterich, 1794 - 1835. 14 Bde. in 4. 8° u. Tafbd. gr. 2°.
Titel: »W[illiam] Hogarth's Zeichnungen nach den Originalen in Stahl gestochen. Mit der vollständigen Erklärung derselben von G[eorg] C[hristoph] Lichtenberg herausgegeben und fortgesetzt von Dr. Franz Kottenkamp. Zweite Abtheilung.« Stuttgart, Literatur-Comptoir, 1840. 4°
- Titelblatt, S. 591 Zwischentitelblatt Frankreich und England. Drei Blätter., S. 593 - S. 617 Die Invasion, S. 619 - S. 627 Das Hahnengefecht, S. 629 - S. 635 Die Biergasse, S. 637 - S. 644 Das Branntweingäßen, S. 643 - S. 646 - Columbus, wie er ein Ei zerbricht., S. 647 - S. 650 Die Vorlesung, .... , S. 981 - S. 984 Henry Fielding., S. 985 - S. 990 Eine Invitationskarte, eine Vignette und zwei Subscriptionsscheine., Tafel 1 - 54.
Bibliographischer Nachweis: GV 88, S. 130.
Literatur: »Allgemeine Deutsche Biographien.« Bd. 18, 1883, S. 537 - 538; M. Dorothy George, »Hogarth to Cruikshank: Social Change in Graphic Satire.« London 1967, S. 27, Abb. 10 (Time and Nature 1762), Abb.11 (Order of Perriwigs 1761), S. 34, Abb. 15 (A Medley 1762), S. 36, Abb. 19 (A Consultation of Physicians 1737), S. 38, Abb.21 (The Bench, 1758); Cataneo in: Caroli 1998, S. 373, Abb.; Gerlach 2000: > s.v. Lichtenberg 1840.html.
Exemplare: München, Bayer. Staatsbibliothek, 1840, 2. Abt. › digital; Tafelbd. › digital; 1840 digital; Privatbesitz.
© wp.gerlach 12.12.1999, revidiert 06.2019.
© by RWTH Aachen, Institut für Kunstgeschichte 12.12.1999