Essen 1824.
|
|
Kommentar
Caspar H. Tappe (Lebensdaten unbekannt) beschränkte seine Dastellungen auf 5 von 12 Tafeln zur Proportion der menschlichen Gestalt, auf denen die des Kopfes von mehreren Seiten abgebildet ist. Das Organ, dass nach Meinung der Maurer zu dieser Wesensschau befähigt und zugleich die vier basalengeometrischen Strukturen der Schöpfung - Kreis, Oval, Dreieck sowie Quadrat - auf sich vereint, ist das Auge, das Tappes «Unterricht im Figurenzeichnen» (1824) dann auch konsequent zum „Massstab, […] Kern und Keim der ganzen Formenwelt“ und damit auch des menschlichen Profils erhebt.
Tappes Ausflug in die höheren Sphären der Theosophie mag aus heutiger Sicht skurril erscheinen, der obsessive Hang seines Werks zum menschlichen Auge ist für das Zeichen-Lehrbuch insgesamt jedoch keineswegs ungewöhnlich. Nicht erinnert werden muss in diesem Zusammenhang an die Vielzahl wahrnehmungstheoretischer Exkurse, die nach Albertis berühmter Fenster-Metapher zum Dauerthema der Gattung wurden und die immerzu - auch noch in Guido Schreibers «Malerischer Perspektive» von 1854 - überzeugen wollen, „daß die Zeichnung auf das Auge des Beschauers einen Eindruck machen [könne], welcher demjenigen verwandt wäre, den dieser Beschauer durch unmittelbaren Anblick des abgezeichneten Gegenstandes empfinden würde.“
|
Bibliographie
Titel: »Das Bild von Atma, oder Grundlinien der Zeichenkunst von C. H. Tappe. Mit 12 Steintafeln.« Essen, in Auftrag vei G. D. Baedeker 1824.
- Titelblatt, Blatt I „ Die Griechen sollen beim Unterricht ...“ - Blatt II „... bei G. D. Badeker in Essen.“, Tafel 1. - 12. 2°quer.
Literatur: »PUNKT, PUNKT, KOMMA, STRICH. Zeichenbücher in Europa ca. 1525 - 1925. Herausgegeben von Maria Heilmann / Nino Nanobashvili / Ulrich Pfisterer / Tobias Teutenberg.« Dietmar Klinger Verlag Passau 2014. S. 142, 145 f., 160 - 162, 247 f.
Exemplar: Heidelberg, Univ. Bibliothek › digital.
© W.P.Gerlach 12.12.1999 revidiert 06.2019.
|