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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Der Biologe und Mediziner Charles Bell, gebürtig aus Edinburgh, war Anatom seit 1806 in London. Sein Werk richtet sich ausdrücklich an bildende Künstler. Das läßt sich schon daran ausmachen, daß unter den Illustrationen seines Buches sowohl solche nach antiken (Laookon, sterbender Gallier) als auch nach neueren Kunstwerken (Michelangelo) zu finden sind.

Damit stellt er sich in die Tradition der wissenschaftlichen Untersuchung des Problems des mimischen Ausdrucks, also der Pathognomik, wie sie seit Lichtenberg in der Kritik an Lavater durch Watelet, Herder, Goethe und Sulzer, später dann von Carus, Piderit, Kassner und schließlich von Klages in seiner Ausdruckspsychologie dem weiteren XX. Jh. übergeben wurde.

Angestoßen wurde das seit der Mitte des XV. Jh. in der Theorie der bildenden Künste unter dem Term "expressione" behandelte Problem als eines der wissenschaftlichen Anatomie und Physiologie durch Charles Le Brun ( 1668/1698).

Es ging um den wissenschaftlichen Wahrheitsgehalt künstlerischer Darstellung. Le Bruns Lösungsvorschlag zog bereits noch während seiner Lebzeit kritische Stellungnahmen nach sich. Vor allem die anatomische Begründung erschien höchst zweifelhaft. Genau daran arbeitete Charles Bell.

Gegen Lavater ( 1775) richtete sich seine Position insofern als er eine Physiognomik des bewegten Gesichts für das Entscheidende hielt. Er beschränkte seine Untersuchung im Anschluß an Parsons (> 1746) auf die Anatomie und Physiologie des Kopfes, vorzüglich des Gesichts. Nur ein Kapitel ist dem ganzen Körper gewidmet.

Die Abbildungen der Proportion des Kopfes nach Dürer und des Camperschen Gesichtswinkels zeigen, daß er sich einem klassizistischen Kunstideal (Winckelmann) verpflichtet sah. Damit verwundert auch nicht, daß er im Rekurs auf Platons Theorie des pneuma die Phänomene des seelisch-mimischen Ausdrucks durch die Bindungen zwischen der Atmung und dem Kreislauf erklärte. Unter Zuhilfenahme biologischer Erkenntnisse zur Erläuterung pathognomischer Probleme nutzte Bell zur Unterscheidung von affektiven Zuständen (Leidenschaften⁄Passionen) die Differenz von Spannung und Entspannung, um an unterschiedlichen physischen Bedingungen diese als den Reflex seelischer Zustände zu erläutern.

Grundlegend wurde sein Buch dann für Darwins Forschungen ( 1874), der die von Bell angeregten tieranatomischen Vergleiche fortführte.

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert 08.2019.
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