Johann Ingeber hatte bereits 1698 ein erstes Buch zur Chiromantie herausgebracht, das sich offensichtlich großer Beliebheit erfreute: immerhin vier Auflagen erlebte es im Zeitraum von acht Jahren. Ähnlich wie Höping ( › 1689) und Praetorius ( › 1661) bediente er ein Feld, daß noch den traditionellen Glauben an die mantischen Qualitäten des diagnostischen Instruments sowohl der Handlesekunst, als auch der Metoposkopie (die Kunst die Linien auf der Stirn zu deuten) und schließlich mit der Physiognomik vom ganzen Körper - da besonders von Anzeichen auf der Haut - für medizinische, als auch für die allgemeine Lebensführung nicht verloren hatte.
Zwar war 1666 zum ersten Mal die Astrologie durch den französischen Staatsminister Jean-Baptiste Colbert bei der Gründung der Académie des sciences aus dem Kanon der Disziplinen ausgeschlossen worden, aber der Glaube an ihre Möglichkeiten hat sich - wenn auch keineswegs mehr mit dem Anspruch auf wissenschaftliche Wahrheit - schließlich bis heute gehalten.
Ingeber hebt nun unter den sattsam bekannten Handlinien eine besonders hervor, die er die „linae honoris“ benannte, da er daraus das berufliche Glück oder Unglück ablesen zu können vermeinte.
Sein Buch gehörte mit einem Umfang von 870 Seiten in der Auflage von 1695 zu den umfangreichsten Kompendien dieses Genres.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 07.2019.
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