Der in Aachen lebende Ritzerfeld studierte 1969-1976 an der Akademie in Düsseldorf als Meisterschüler bei Joseph Beuys. Seine Arbeiten aus den 70er Jahren weisen gelegentlich Anleihen bei Arnulf Rainer auf, die er in völlig anderer Technik als dieser in eigenwilliger Manier verarbeitet und aufbereitet.
Thema dieser beiden Selbstbildnisse ist der in der 2. Hälfte des XX. Jahrhunderts immer wieder vergeblich vorgetragene Versuch der eigenen - oder auch der Anderer - Physiognomie als Ausdrucksträger von Charakter oder Stimmung zu formulieren. Vergeblich ist nicht der Versuch.
Das Ergebnis bestätigt das Scheitern am Ergreifen des eigenen Ich, das sich als flüchtiger, zwiespältiger erweist, wenn man danach mit Worten oder Farben greifen möchte. Als umso bemerkenswerter bleibt festzuhalten- daß gerade mit dieser Einsicht die künstlerischen Bemühungen zur Lösung einer Darstellbarkeit dieser Einsicht sich als unstillbare Lust in der Malerei des gerade vergangenen Jahrhunderts herausstellen.
Die vielfältige, scheinbar problemlose mediale Reproduktion von Gesichtern, die unseren Alltag ständig begleiten, beweisen aber durch ihren schnellen Verschleiß und die Notwendigkeit ständig neuer Produktion, daß es auch im öffentlichen Bewußtsein zumindest unterschwellig nachgerade eine Angst vor der allzulangen Konfrontation mit den gleichen Gesichtern gibt. Sie erscheinen nur allzuschnell als fade und unansehlich leblos.
Der Bedarf danach aber besteht fort. Derartige Bilder dienen ständig dazu die Inszenierung der eigenen Erscheinung - sei es durch die Frisur, die Kleidung, das make-up, die Gestik, ja selbst die Mimik - immer wieder neu zu gestalten, um sich der Verständlichkeit bei den Anderen und der positiven Resonanz in ihren Augen erfreuen zu können. Bilder scheinen für uns heute mehr an Identität von uns zu zeigen - auf Zeit versteht sich - , als wir selber an und in uns finden.
Dem können bildende Künstler nurmehr das Vexier- oder Rätselbild eines gerade noch auszumachenden Kopfes entgegensetzen. Dessen Vieldeutigkeit und Unschärfe lassen ihn so noch am ehesten zum Sinnbild des aktuellen, sattsam bekannten, allgemein empfundenen Problemes um die Identität von Innen und Außen werden.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert o8.2o19.