Herr Dr. med. Falco legte ausführlich dar, wie bestimmte Merkmale von zur Fahndung ausgeschriebener Personen anzugeben sind.
Hier wird also die Simulation von Charakteristika durch Sprache oder Zeichnung gefordert, ein Verfahren, das von dem Leiter des statistischen Büros in Paris, dem Mediziner und Anthropologen Alphonse Bertillon (*1853 - † 1914) 1880 in Paris konzipiert worden war.
Falcos Verfahren beruhte auf der metrischen Erfassung von insgesamt 12 Personenmerkmalen: Der Größe, Höhe des Oberkörpers, der Kopflänge und -breite, Länge des Mittel- und kleinen Fingers, des Fußes, des Unterarmes, der Spannweite der Arme, sowie Höhe und Breite des linken Ohres. Erfaßt werden mußten immerhin sieben Unterschiede in der Farbe der Iris, Beschaffenheit der Nase, der Haupt- und Barthaare, deren Farbe und weitere Merkmale, wie Muttermale, Narben, Tätowierung u.ä.. 2 Fotos, frontal und im Profil, Name und Alter vervollständigten die Liste.
Dieses von mir eingesehen Exemplar der zweiten Auflage stammt aus dem Vorbesitz des Bibliothek der höheren Polizeischule, die dem italienischen Innenministerium unterstand. Sein Verfasser hatte das Verfahren in Paris erlernt, war über mehrere Stationen dann im italienischen Staatsdienst zum Aufbau eines Erkennungsdienstes nach Palermo entsandt worden. Vergleichbar der Schrift von Ducry (› 1909), bemühte er sich um eine italienische Versprachlichung der Anweisungen, die im täglichen Gebrauch möglichst eindeutig zu verstehen sein sollte.
Als besondere Beigabe fügte er auf der Rückseite des Titelblattes die Abdrücke von dreien seiner Finger bei, mit dem Zusatz: "Wenn diese Abdrücke fehlen, handelt es sich um eine Fälschung." (Übers. P.G.) Daraus können wir folgern, daß der Fingerabdruck als neuestes erkennungsdienstliches Indiz zwischenzeitlich eingeführt worden war.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 08.2019.