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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Einen anspruchsvollen Untertitel gab Heinrich Rudolph seinem Bildband.
Wenn wir den Begriff Urformen  nicht als damals nur modischen Begriff abtun wollen und ihn ernst nehmen, dann läßt sich an ihm ablesen, welche Wirkung die Lehre Darwins ( 1874) auf weite Bereiche auch in Deutschland gezeitigt hat.

Darwin hatte zu zeigen versucht, daß menschliche Mimik vom Erbe der tierischen Vorläufer des Menschen her geprägt sei. Erst weitere Schritte der Entwicklung und Prozesse der Zivilisation hätten dann zur differenzierten, für Menschen charakteristischen Mimik geführt.

Rudolph glaubte nun offenkundig mit Fotos und Zeichnungen nach Fotos zweier Schauspieler diesem Anteil des frühen Erbes auf die Spur kommen zu können. Deswegen bevorzugte er mimische Ausdrucksformen, die den bei Darwin abgebildeten möglichst nahe kommen sollten.

Aggression in allen Abstufungen vom leichten Erstaunen bis zu Entsetzen und Angst sind seine Vorzugswahl. Unter allen seinen Darstellungen treffen wir auf keine derjenigen, die als das klassische Repertoire in der Tradition nach Le Brun (> 1727) auch noch immer im späten XIX. Jahrhundert in der akademischen Ausbildung von Malern und Bildhauern Verwendung fand.

Denkt man indessen an die gleichzeitige Kunst der Moderne (Impressionismus, Realismus, Symbolismus), dann wird deutlich, daß Rudolph eine der symbolistischen Kunst vertraute Mimik im Sinne hat.
Angestrengt grimmig ließe sich der Grundtenor bezeichnen. Von heute aus gesehen entpuppen sich die Zeichnungen als ausgesprochen einem Zeitstil verhaftet. Das mag an der Verwendung von zwei Schauspielern liegen, die er als Modelle verpflichtet hatte.
Ein Zweites fällt ins Auge: die jeweiligen Titel! Nur mit einer komplexen Folge von Adjektiven gelingt es ihm, die 680 Abwandlungen zu benennen. Kaum ein bildender Künstler wird je in der Lage - oder auch nur willens gewesen sein, sie in Kompositionen umzusetzen, es sei denn bei Illustrationen entsprechend drammatischer Textvorlagen.

1903 war die politische Situation in Europa vorzüglich aggressions- oder angstbestimmt. Rudolph zeichnete ein bemerkenswertes Bild durch die Vorzugswahl von mimischem Ausdruck auf. Entspricht es demjenigen, das Freud in Wien durch seine psychoanalytischen Studien zum Vorschein gebracht hatte ? Bildende Kunst und Literatur machten im Symbolismus und Naturalismus ein Menschenbild zum Thema, das von der tiefen Verunsicherung der bürgerlichen Gesellschaft geprägt gewesen ist. Hier in diesen Studienvorlagen kommt es auf andere Weise unerwartet ebenfalls zum Vorschein.

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert o8.2019.
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