Charles Darwins Text (1872, dt. 1874) führte die vergleichenden Untersuchungen von Charles Bell (
›1806) fort.
Er untersuchte indessen vorzüglich die mimischen Ausdrucksformen bei Kindern, um im Vergleich mit denen von Tieren herauszuarbeiten, welche als angeboren - also aus dem tierischen Erbe entstammen - und welche nach der Geburt durch kulturelle Einwirkung angenommen werden. Die noch von Bell herangezogene Argumentation mit der Darstellung in Kunstwerken lehnte er dagegen rigoros ab.
Für die Illustration seiner Tierbeobachtungen griff er auf eigene, auf früheren Reisen angefertigten Zeichnungen zurück, während Fotos bei der Darstellung kindlicher Mimik dienlicher erschienen.
Auffällig ist, daß er nur solche mimischen Regungen wie z.B. das Weinen behandelt, weil daran deutlich zu machen wäre, daß dabei keine kulturelle Einwirkung angenommen werden muß, da Säuglinge bereits unmittelbar nach der Geburt spontan Weinen. Schwieriger scheint dieser Nachweis indessen beim kindlichen Lächeln.
Das viel gravierendere Problem liegt allerdings darin, daß Tiere weder weinen noch lachen oder auch nur lächeln. Hierfür nun werden vergleichbare „Mimiken“ herangezogen, die auf die Entstehung der menschlichen Mimik aus tierischen Verhaltensformen - Agression⁄Unterwerfung - hinweisen. Damit wollte er belegen, daß die häufig zu beobachtende Nähe von Lachen und Weinen genau aus dieser Herkunft zu verstehen sei. Denn - so lautete die Folgerung Darwins - menschliche Mimik habe sich aufgrund des stetigen Gebrauchs durch unsere Ahnen in das menschliche Erbe eingeprägt und sei so im Laufe der Entwicklung instinktiv-habitueller Bestandteil menschlichen Ausdrucksvermögens geworden.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 08.2019.