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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Die »Schiller = Galerie« von Pecht versammelt 54 Schauspielerbildnisse als Rollenportraits zu verschiedenen Theaterstücken von Friedrich Schiller.

„Genaue Individualisierung“ sei das Ziel dieser in Deutschland zum ersten Mal im Stahlstich wiedergegebenen Zeichnungen.

„Wenn ein Künstler aber darauf verzichten muss, die ganze Schönheit und Hoheit seines Originals zu erreichen, den Geist vollständig zu erfassen, der die einzelnen Züge durchdringt und verklärt, so kann er doch versuchen, wenigstens diese letzteren fein zu beobachten und treu wiederzugeben. Er wird in diesem Falle immerhin ein lebendiges und ähnliches Bildniss hervorbringen, und zwar um so mehr, je individueller er es durchzubilden sucht.“
In Anlehnung und Konkurrenz zur »Shakespeare-Galerie« sei dieses Buch entstanden, teilt uns der Vefasser im Vorwort mit.

Dieses Programm für eine naturalistisch-mimetischen Bildnisgalerie wird hier belangreich, als der in den Bildern ablesbare Charakter der Gestalten eher aus ihren Attributen, weniger dahingegen aus Mimik und Physiognomik resultiert. Mit gleichmütigen Gesichtern gestikulieren die dem Alter der Rolle angemessen dargestellten Personen. Erst ihre Kleidung aber versetzt sie in dasjenige Ambiente, das vom Dichter vorgegeben ist. Dramatisch aufgeregte Szenen werden vermieden, ruhige Auftritte vorgezogen.
Wenn z.B. Fiesco als „Schwarz, mit klugem, durchdringendem Schlangenauge, schlank und hoch von Wuchs, panthergleich lässig und sprungbereit. Charakteristisch ist besonders an ihm das Prächtige, Glänzende des Auftretens, das überall imponirt, ihm die Herzen der Frauen wie des Volks, kurz aller derer erwirbt, die bestochen, nicht überzeugt sein wollen“ beschrieben wird, dann wird hörbar, daß seine Handlungen und sein Verhalten, nicht aber sein Aussehen vorzüglich zur Bestimmung seines Charakters herangezogen werden. Dies aber kommt in der zugehörigen Darstellung nun nicht zum Ausdruck, bestenfalls noch durch die Pracht der Kleidung, das Schwarz der Haare und der Augen. Alle anderen Momente der Beschreibung, selbst das „schlank und hoch von Wuchs“ muß sich der Betrachter selber zurechtlegen. Gar um das „Schlangenauge“ wiederzufinden, bedarf es der ausgiebigen Kenntnis des Schiller'schen Stückes (Die Verschwörung des Fiesco), um dieser Aussage des Pecht'schen Kommentars zur Abbildung noch folgen zu können.

Bezeichnend ist, daß noch immer die alte Tradition des Tiervergleichs herangezogen wird, um charakterliche Merkmale zu verbalisieren, die sich aus der Abbildung indessen schwerlich ablesen lassen.

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert 08.2019.
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