Die vom Pariser Verleger Roret 1843 herausgegebene Auflage ist eine der in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts (zwischen 1827 und 1843) zahlreich erschienenen kurzgefaßten populären Umsetzungen des umfangreichen Werkes von Lavaters »Physiognomischen Fragmenten.«
Der Verleger Roret hatte in Paris eine Handbuchreihe aufgelegt - durchaus den heutigen Taschenbüchern vergleichbar -, in der mehrfach in immer wieder neuen Auflagen diese Physiognomik für Damen erschien. Die Illustrationen sind von Im. Veran völlig neu gezeichnet und gestochen worden und stellen ausschließlich weibliche Köpfe dar, mit Ausnahme der Fig. 1, 2 und 13, auf denen das Profil eines Affenkopfes vorgestellt wird. Diese Darstellungen finden sich auf der gleichen Tafel II, auf der Köpfe von Personen minderwertigen moralischen Charakters versammelt sind. Die Tendenz ist offenkundig und wird im Text wiederholt bestätigt: Geistig-moralische Schönheit geht immer - seltene Ausnahmen bestätigen nur diese Regel - mit körperlicher Schönheit einher.
Dieses idealistische Konzept Platons wird bereits in der einleitenden Geschichte der Physiognomik herausgestellt. In dem folgenden Referat nach Della Porta, De La Chambre, Lavater, Camper und besonders Pernety, sind vor allem die Positionen der beiden letzten am ausführlichsten dargelegt. Der Campersche Gesichtswinkel dient hier dazu, dieses Konzept auch mit einem metrisch-anthropologischen Argument bestätigen zu können.
Die anschließenden Kapitel widmen sich der Erörterung der Temperamente, der verschiedenen Leidenschaften (Affekte) nach Le Brun und der Vorstellung einer Reihe vorbildlich guter und schöner Frauen von Kleopatra über Jean d'Arc bis zu Herrscherinnen der Gegenwart.
Das Büchlein schließt mit einer Reihe kosmetischer Ratschläge, wie sich die äußere Schönheit der Gesichtshaut pflegen und auch verbessern läßt.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 08.2019.