In der Art romantischer Freundschaftsbilder, aber durchaus auch nach einem seit der Renaissance geläufigen Kompositionsschema fül;r Kopfstudien, werden in dieser Radierung vier männliche Mitglieder einer preußischen Adelsfamilie im Profil dem Alter nach geordnet vorgestellt: Brüder der Familie von Gerlach. Es sind von links nach rechts: Karl Friedrich Otto (*1801 - † 1849), Ernst Ludwig ( *1795 - † 1877), Ludwig Friedrich Leopold (*1790 - † 1861) und Wilhelm (*1789 - † 1834).

Im jugendlichen Alter von ca. 17, 23, 28 und 30 sind sie auf dieser Zeichnung dargestellt. Den Anlaß kennen wir nicht, sie sind indessen - der populären Mode der Zeit gemäß - nach Maßgabe der Lavaterschen Physiognomik zu lesen. Deshalb die gegeneinander gesetzten Profile, die jeweils einige individuellen Eigenheiten aufweisen. Sowohl in der Rundung der Stirn als auch in der Form der Nase zeigen sich diese Unterschiede. Betont wird also weniger die Familien-Ähnlichkeit, als vielmehr der je individuelle charakterische Zug des Profiles.

Schon der Vater Karl Friedrich Leopold (*1757 - † 1813) war Kammmerpräsident und ab 1808 Oberbürgermeister von Berlin.
Am bekanntesten wurde von dessen Söhnen der Dritte, Leopold, der als General bei Auerstädt 1806 und im Stabe Blüchers am Befreiungskrieg teilnahm. 1815 wurde er Generalstabsoffizier, 1824 Adjutant des Prinzen Wilhelm von Preußen, 1842 Kommandeur der 1. Garde-Landwehrbrigade, 1844 Generalmajor, 1850 Generallieutnant und Generaladjutant des Königs Friedrich-Wilhelm IV. Er unterstützte die Reaktion und wurde einflußreichstes Mitglied der Camarilla, die gegen die Minister eine Art Nebenregierung führte.

Als nicht minder einflußreich erwies sich sein jüngerer Bruder Ernst Ludwig. Als konservativer Publizist und Abgeordneter nahm er 1813-15 am Befreiungskrieg teil. Seine Karriere machte er im Justizdienst: vom Oberlandesgerichtsrat in Naumburg 1823 zum Oberjustizrat im Justizministerium, 1844 Chefpräsident des Oberlandesgerichts in Magdeburg, 1849 Mitglied der preußischen 1. Kammer, 1865 wirklicher geheimer Oberjustizrat, Rat 1. Klasse. Sein Engagement für die Trennung von Kirche und Staat führt anläßlich des Streites um die Zivilehe zur Auseinandersetzung mit Bismarck. Wegen einer Flugschrift wurde er schließlich verurteilt und entlassen.

Wilhelm, der Älteste, war Jurist und als Oberlandesgerichtspräsident in Frankfurt a.d.O. tätig. Vom Jüngsten, Karl Friedrich Otto, wird vor allem seine theologische Karriere hervorgehoben: Er wurde Hof- und Domprediger in Berlin, Konsistorialrat und Professor der Theologie.