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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Die Phrenologie setzte an einem Schema an, daß der europäischen Kultur seit sehr langer Zeit schon vertraut gewesen ist.

Schon aus mittelalterlichen medizinischen Handschriften haben sich Darstellungen erhalten, in denen dem Inneren des Schädels, dem Gehirn in verschiedenen - in der Regel drei - Abschnitten bestimmte Funktionen zugesprochen wurden: Das Gedächtnis vermutete man in der dritten, hinteren Region. Für das verarbeitenden Denken wurde die mittleren und für die aufnehmende Verarbeitung von Sinneseindrücken die vorderen Gehirnregion zuständig gehalten. Dieses Schema und die damit verbundene Vorstellung war der Ansatzpunkt für Franz Joseph Gall, der an der Wiener Universität ab 1796 seine neue, dieses alte Modell erweiternde Theorie entwickelte.

In Folge seiner ersten Vorträge wurde er 1804 mit einem Lehrverbot belegt. Nach einer Reise durch mehrere europäische Städte gelangte er schließlich in an Paris, wo er ab 1807 wieder Vorlesungen hielt und seine Forschungsergebnisse unbehelligt veröffentlichen konnte. Zu seinen Mitarbeitern zählte Johann Caspar Spurzheim, der ab 1809 in zahlreichen Publikationen Galls Theorie vor allem in England und den USA bekannt gemacht hat.

Der Erfolg dieser neuen Lokalisationstheorie, dieses neuen Modells der Funktionen von Gehirnregionen hatte auch in Literatur und bildender Kunst kaum schon abzusehenden Auswirkungen. Natürlich konnte ein Karikaturist wie Daumier in seinen Karikaturen von Politiker damit eine Bildsprache formulieren, die zeitgenössisch rasch sehr wohl verstanden wurde. Doch nicht nur zum Spott nutzten Künstler die Möglichkeit durch die Gestaltung der Kopfform ihren Heroen ein sprechendes respektierliches Aussehen zu verleihen. Am bekanntesten ist die Goethe-Büste von David d'Angers in Weimar geworden.

Nicht ohne ironischen Unterton läßt sich konstatieren, daß das Gehirnvolumen in Darstellungen von Geistesgrößen des XIX. Jahrhunderts im Laufe der Zeit ständig zunahm. Doch mit Ende der naturalistischen Kunst des XIX. Jahrhunderts war das künstlerische Interesse an Galls Theorie keineswegs erledigt. Ein hervorragendes Beispiel läßt sich in den Selbstbildnissen von Otto Dix aus den 10er und frühen 20er Jahren des XX. Jahrhunderts ausmachen, der allerdings nun nicht auf die Betonung seiner Geistesgröße aus war, sondern im Gegenteil diese Inszenierungsmethode einsetzte, um seine Kopfform auf deren urwüchsige Anteile, damit zugleich nicht-idealen, affenähnlicheren Aspekte hin zu inszenieren.

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert 08.2019.
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