Townley Stubbs fertigte diese Blätter nach wächsernen plastischen Modelle seines Vater, dem als Pferdemaler berühmt gewordenen George Stubbs [1724 - 1806], an.
Zwei unterschiedliche Quellen mögen für die Darstellungen Anregungen vermittelt haben. An erster Stelle ist Charles Le Brun (› 1696) zu nennen. Aus dessen kanonisch gewordenen Mustern sind die Formulierungen der jeweiligen Gefühlslagen übernommen. An zweiter Stelle wird wohl Charles Bell (› 1806) zu nennen sein, der sich unter den Augen der beiden Stubbs mit einer kritischen Studie zu den anatomischen Stimmigkeiten - besser Unstimmigkeiten - von Le Bruns Zeichnungen beschäftigte.
Modelle in dieser Weise ohne Haut darzustellen ist unter dem Begriff Écorcher geläufig. Daß Stubbs Vater diese Darstellungsart wählte, ist aus dem akademischen Lehrbetrieb zu verstehen, da zu einem bestimmten Zeitpunkt der künstlerischen Ausbildung das Zeichnen nach diesen Muskelpräparaten in Gips oder Wachs obligatorisch war.
Die Darstellung von Passionen auf solche Écorchers anzuwenden stellt indessen ein Unikum dar, wenn auch ganzfigurige Écorchers in der Tradition der Publikation von Vesalius nicht selten schon zuvor mit bewegter Miene gezeichnet wurden. Die Nähe zu den eine Generation zuvor entstandenen Charakterköpfen des Franz Xaver Messerschmidt bleibt indessen verblüffend, wenn auch deren weitaus extremeren Grimassierungen von Stubbs weder intendiert noch im Einzelnen erreicht wurden.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 08.2o19.
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