Arndts Buch von 1810 ist eine der typischen Völkerbeschreibungen, in denen sich alle gelehrten und akademischen Vorurteile versammelt finden, die aus heutiger Distanz die Eigentümlichkeit der frühen deutschen Nationalbewegung kennzeichnen.
Durchaus noch in der Tradition, aus der heraus Winckelmann 1764 in seinem Hauptwerk »Geschichte der Kunst des Alterthums« eine Charakterisierung der Lebensumstände der griechischen Gesellschaft und der daraus hervorgegangenen Kunst formulierte, unternimmt Arndt den Versuch den Charakter der von ihm beschriebenen Völker aus den Bedingungen von Klima und Landschaft in ihrer Wirkung auf Religion, Sitten und Gebräuche zu erfassen.
Das macht sich bereits in der Metaphorik seiner einleitenden Sätze kenntlich. Wie auch Winkelmann nutzt er das Bild vom Erwandern schon in den einleitenden Passagen der jeweiligen Kapitel.
Damit stilisiert er geschichtliche Phänomene zu einem homogenen Tableau eines konsistenten und natürlichen Landschaftsbildes. Dieser Anschein von Identität von Menschen, ihrer Geschichte, ihrer Kultur mit der sie umgebenden Natur wird zum leitenden Grundmuster seines idealistischen Konstruktes der National-Charaktere.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 08.2019.
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