Bereits 1796 entstanden acht charakteristische Männer- und Götterköpfe, die sich indessen von dem hier besprochenen Blatt unterscheiden.
Das hier gezeigte entstand zwischen 1801 und 1804 als Teil einer Serie von Illustrationen zu den Homerischen Dichtungen, die in Göttingen mit Erläuterungen von Christian Gottlieb Heyne erschienen, die aber in der Fortsetzung »... mit Erläuterungen ...« (Stuttgart 1821) unvollendet blieb › digital Metz 1801 - 1802.
Tischbein hatte 1791 - 1795 in Neapel nach der Sammlung antiker Vasen und Gemmen Lord Hamiltons bereits ein dreibändige Stichfolge mit Themen zu Homer herausgebracht.
G. K. Nagler (1848, Bd. 18, S. 517) vermerkt in der Vita einen Schweiz-Aufenthalt Tischbeins von 1779 und 1781⁄82, wo er Umgang mit dem Diakon Pfenninger, mit Bodmer und Lavater hatte: „Pfenninger besaß mehrere Bildnisse von ihm, meistens von Leuten mit auffallender Kopfbildung."
Die Begegnung mit Lavater förderte sein Interesse an mimischer Kunst, als er in Italien mit Lady Emma Hamilton zusammentraf. Ihre darstellerischen Fähigkeiten weckten sein Interesse für die Sprache des ganzen Körpers. Durch die gemeinsame Italienreise mit Goethe wurde er zudem mit dessen Vorstellungen zur Physiognomik vertraut, die ihn von nun an bis zu seiner Zeit als Galerie-Inspector und Hofmaler im Dienste des Herzogs von Oldenburg nach 1801 beschäftigte.
Es sind Zeichnungen in Oldenburg erhalten, in denen tierische und menschliche Mimik auf ganz unterschiedliche Art erfaßt wurden. Selbst aus ihrer Kopfhaltung heraus gelang es ihm Charakteristisches einer Person festzuhalten. Zu dieser Art charakteristischer Köpfe gehört auch dieses Blatt mit sieben homerischen Helden. Bekanntlich wurde in antiker Malerei und Skulptur Mimik nicht zur Beschreibung einer emotionalen Situation genutzt. Ausnahme: Laokoon.