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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Kurze Zeit bevor der anonyme Zeichner diese Szene mit seinem Tuschepinsel kopierte wurde der römische Sarkophag, den dieses Relief an der Vorderseite ziert, im Jahre 1776 an der Via Appia gefunden und Papst Pius VI. zur Aufstellung in der vatikanischen Sammlung geschenkt.

Auf der rechten Seite spannt Apollon seinen Bogen und links legt Artemis einen neuen Pfeil auf. Die beiden göttlichen Zwillinge haben sich angeschickt die Lästerung Letos an Niobe und ihren Kindern zu rächen.

Klagen und Sterben beherrscht die Szene in der Mitte. Tot sind die Kinder, klagend die Alten. Dieses Motiv war für einen Künstler des ausgehenden XVIII. Jahrhunderts ein besonders reizvoll-bedenkliches Motiv, denn die jugendliche Entspanntheit der Gesichter der Toten war hier gegen die trauenden Gesichter der faltenreichen Köpfe der Alten besonders eindrucksvoll dargestellt.

Das Leiden der jugendlichen Unschuld war zu einem zentralen Thema der bürgerlichen Kunst dieser Zeit geworden. Wenn man darüberhinaus bedenkt, wie hoch Kindersterblichkeit in diesem Jahrhundert gewesen ist und wie häufig kriegerische Ereignisse auch zur Verletzung und Tötung von Familienmitgliedern führte, läßt sich nachvollziehen, wie beeindruckend eine solche Szene als Anregung auf bildende Künstler gewirkt haben mag.

Schon zuvor hatten die einzelnen Statuen einer antiken Giebelgruppe - seit dem XVI. Jahrhundert bekannt -, in denen die gleiche Szene dargestellt war, immer wieder Anlaß gegeben, die unterschiedlichen Bewegungsmotive und Ausdrucksgesten als Inspirationsquelle für eigene Entwürfe zu verwenden.
Hier nun hatte man einen Beleg, wie man sich vorzustellen hatte, wie die Szene in der Antike komponiert worden war. Starr vor Todesangst, Entsetzen, angstvolle Flucht: Die abgestuften Darstellungen differenzierter Gefühlszustände der noch Lebenden, Entsetzen, Schrecken und Hilflosigkeit bei der Amme, dem Erzieher und der Mutter machen die Szene zu einem reichen Beispiel für die angemessenen Darstellungen von Gefühlsausdruck, der überzeugender nicht formuliert werden konnte.

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© by P. Gerlach  12.12.1999, revidiert 03.2018.
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