Johann Gottfried von Schadow bedient sich in dem einen Blatt eines kompositionellen Schemas von Studienzeichnungen oder Vorlageblättern, wie sie seit dem frühen XVII. Jahrhundert für Ausbildungszwecke an Akademien üblich wurden.
Unschwer ist zu erkennen, daß er hier Vorlagen des niederländischen XVII. Jahrhunderts - wohl zu Studienzwecken - kopiert hat. Mimik und Bewegung des Kopfes haben offensichtlich sein zeichnerisches Interesse auf sich gezogen.
Die pyramidale Kompositionsform des zweiten Blattes erscheint als ungewöhnliche Anordnungsart für die Aufnahmen von familiären Gruppen. Reihungen sind dahingegen weitaus häufiger anzutreffen. Hier finden wir eine Art der Inszenierung von Intimität, wie sie dem XVIII. Jahrhundert fremd gewesen ist, zumindest für das private Erinnerungsbild. Bekannter war diese Komposition indessen in Karikaturen, vor allem bei Hogarth und seinem Umkreis.
Daß Schadow nun ein solches Kompositionsschema in eine durchaus nicht spöttisch, sondern seriös gemeinte Darstellung übernimmt, weist darauf hin, daß hier der als Realist aus klassizistischer Sicht verschrieene Schadow den Versuch unternahm, seine Vorstellung von bürgerlich-familiärer Intimität durch die Adaption der Formensprache der Karikatur im Bild zu nobilitieren.
Der Erfolg gab ihm recht, denn der Typ des romantischen Freundschaftsbildes des frühen XIX. Jahrhunderts adaptierte diese und vergleichbare Formen für das bildliche Repertoire.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert o8.2019.
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