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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
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Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Pieter Camper [van Campen, *11.05.1722 Leiden - † 7.04.1789 Den Haag] lehrte 1755 - 1761 an der Amsterdamer Zeichenakademie Anatomie; tätig 1750 in Franeker, ab 1755 in Amsterdam, 1761 in Klein-Lankum.

Aus diesen Vorlesungen ist das 1791 von seinem Sohn Adrien posthum herausgegebene Werk hervorgegangen. Camper vertritt darin ein an Winckelmann geschultes klassizistisches Schönheitsideal, daß er wie dieser und wie William Hogarth als ein historisch bedingtes erkannte. Wie nun dieses Schönheitsideal auch konstruktiv kontrollierbar sei, belegte er mit dem nach ihm benannten Gesichtswinkel. Dieser Winkel wird am vorspringendsten Teil des Oberkiefers von zwei Linien gebildet, die - im Profil gesehen - jeweils vom Kiefergelenk und vom Augenbrauenknochen ausgehend sich dort schneiden. Er demonstrierte an Lebewesen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Rassen, wie verschieden dieser Winkel ausfällt. Beim Affen ist er besonders spitz, bei Afrikanern weniger, bei Europäern bildet er eine senkrechte Linie, schließlich beim Apoll vom Belvedere einen stumpfen Winkel. Zu beachten bleibt, daß es sich bei dieser Reihenfolge nicht um die Vorstellung von einer Entwicklung handelt. Zu Campers Zeiten war durchaus noch die Vorstellung von der ewigwährenden gleichzeitigen Existenz aller Geschöpfe in Gültigkeit - wie sie etwa von dem französischen Naturkundler Buffon vertreten wurde -, die zugleich die christliche Lehre von der Abstammung aller Menschen vom Urvater Adam kannte. Diese Ordnung der Wesen in Form eines tableaux wurde erst Jahre später von Lamarck (1809) und schließlich von Darwin ( 1859) durch ein entwicklungsgeschichtliches Modell abgelöst.

Camper stellte mit seiner Arbeit - letztlich von ihm unbeabsichtigt - ein rassentheoretisches Modell bereit, daß im weiteren Verlauf des XIX. Jahrhunderts zur Diffamierung vor allem der Afrikaner als affenähnlich zunehmend mißbraucht werden konnte. Es passte problemlos in ein eurozentristisches Menschenbild, z.B. als Kampfinstrument gegen die Sklavenbefreiung.

Seinen Rang innerhalb der vergleichenden anthropologischen Forschung erhält er durch das von ihm eingeführte metrische Verfahren der Bestimmung der Prognatie (Maß für das Vorstehen des Unterkiefers), eine Vorform der heute noch gebräuchlichen Kraniometrie (Schädelmeßlehre), als Beitrag zu einer naturwissenschaftlich orientierten vergleichenden Anthropologie, wie sie gleichzeitig Theodor Sömmering betrieb. Er hat 1785 eine vergleichend-anatomische Studie zu „Negern" und Europäern veröffentlichte. Er übersetzte Campers Buch 1792 ins Deutsche.

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert 08.2019.
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