Das schwer auffindbare Werk von
Franz Joseph Göz (auch Goez oder Götz) ist das erste umfassend illustrierte Handbuch bürgerlicher Verhaltensweisen in Gesten und Haltungen. Vergleichbar ist es darin dem Buch von Engel (
› 1785) und der Stichfolge von Chodowiecki.
Was jener für Schauspieler und dieser für Bürgerliche in alternativen Gegenüberstellungen aufzeigte, wird hier in einer anderen Art von Oppositionen vorgetragen.
Göz nutzt Mittel der Karikatur, um in der Gegenüberstellung von Jung - Alt, Frau - Mann, Herr - Knecht einige bemerkenswerte Untugenden seiner Zeitgenossen aufzuzeigen.
Was Theophrast im Altertum und La Bruyère im XVII. Jahrhundert literarisch von ihrer Zeit schilderten, kommt hier bildlich als Typenkatalog zur Sprache. Bemerkenswert ist, daß neben der Körperhaltung und Gestik, auch Kleidung und Accessoirs wesentlich die Erkennbarkeit der Charakterisierung der einzelnen Personen bestimmen.
Doch auch die Mimik wird nicht ausgeblendet - etwa durch die im zeitgenössischen Portrait beliebte Neutralisierung des Gesichtsausdrucks -, sondern das Minenspiel tritt als wichtiger Bestandteil der Widersprüchlichkeit der Charaktere hinzu.
Ein nobel Gekleideter, elegant sich Bewegender kann damit durchaus als ein zweifelhafter Geselle kenntlich gemacht werden.
Diese bürgerliche Erfahrungswelt, die hier gespiegelt werden soll, stimmt genau in diesem Ensemble an Merkmalen mit den Vorbehalten Goethes und Lichtenbergs gegenüber Lavaters Theorie überein. Insofern kann diese Folge als durchaus moderne Version eines alten Themas - und eines alten Streites - gewertet werden.