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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Auf dem Frontispiz steht als Motto: „Con gli Occhi de la Mente il Cor si vede.“ Der Stich ist von Jacobus van der Schley (*1715 - † 1779) 1745 gestochen worden, wie aus der Signatur unten rechts abzulesen ist. Den Namen des Entwerfers erfährt der Leser nicht. Aus der Darstellung läßt sich einiges erschließen: Als Szene ist ein Gartenambiente ausgewählt, das durch hohe kunstvoll gestuzte Laubbüsche begrenzt wird, mit Springbrunnen links und einer weiblichen Büste auf einem hohen Sockel rechts. In der Mitte vorne stehen zwei männliche Adelige sich einander gegenüber. Der links aufrecht Stehende trägt eine Maske, die sein ganzes Gesicht verhüllte. Sie wird von dem rechts sich Vorbeugenden an der Kinnpartie gefasst und angehoben. Dadurch wird das Gesicht des Linken für den Betrachter sichtbar. In dieser Szene - und dem darunter stehenden Motto - ist somit der Inhalt des Buches ausgemalt. Da für die Darstellung nicht ein bürgerlich-städtischen Milieu vorgefürt wird, kann nur ein adeliger Personenkreis gemeint sein, gegen die der Inhalt gerichtet ist.

Als Elie de Jaucourt 1759 den Auftrag erhielt Material für den Artikel „Physionomie“ für die Diderotsche »Encyclopédie« zusammenzustellen, nutzte Diderot für seinen Kommentar die in Form von 35 Briefen verfaßte, im protestantischen Den Haag anonym erschienene Schrift Pernettis zur systematischen Kritik an der überkommenen Vorstellung von Physiognomik, wie sie in dem überaus kurzen Artikel vorgetragen ist.

Die Autorenschaft von Pernetti ist nicht unumstritten: gelegentlich ist sie Guillaume Hyacinthe Bougeant zugeschrieben worden. Am häufigsten indessen wird Pernetti mit seinem Neffen, dem in Berlin tätigen Benediktinermönch Dom Antoine Joseph Pernety (1716 - 1801), dem Bibliothekar Friedrich des Gr., verwechselt.

Jaques Pernetti rechnete gründlich mit allen astrologischen und anderen divinatorischen Ansätzen ab, als deren entschiedener Feind er sich selber bezeichnete. Es stimme nicht, daß es nur vorübergehenden Ausdruck der Passionen gäbe. Vielmehr prägen sich die Züge häufig genutzter mimischer Ausdrücke als dauerhafte in die Gesichtshaut ein und würden damit ebenso dauerhafte „Spione der Seele“ des jeweiligen Individuums. Die Haut sei im übrigen das zentrale Organ, auf das der Physiognom seinen Blick zu richten habe: sie sei nicht vom Körpergeschehen ablösbar, besonders durchsichtig und empfindlich. Deshalb verzeichne gerade sie am deutlichsten alle Vorfälle, die sich im Inneren des Menschen zutrügen.

Seine pantheistische Grundposition macht ihn zu einem der wichtigen Frühaufklärer des XVIII. Jahrhunderts und läßt ihn an dem mechanistischen Konzept Descartes zweifeln, dem wir die bis heute in der Schulmedizin etablierte Trennung von Körper und Seele verdanken.

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert 08.2019.
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