Philipp von May verfasste ein klassisches medizinisches Handbuch des Barock für den privaten Gebrauch.
Für die medizinische Diagnostik beschreibt er die physiognomischen Körpermerkmale ebenso, wie die metoposkopischen der Stirnlinien und die chiromantischen der Handlinien.
Damit setzte May die traditionelle topographische (lokal-optische) Lesart der physiognomisch-metoposkopisch-chiromantischen Körpermerkmale fort, als Le Brun (>1671) bereits eine neue kinetische Lesart vorgetragen hatte.
Dieser rückte die Bewegungsveränderungen im Bereich der Augenbrauen und um den Mund herum als zentrale Darstellungsmerkmale für die bildliche Wiedergabe von Affektausdrücken ins Zentrum seines Interesses.
Mayens Buch, das 1667 und 1670 in zweiter Auflage erschienen war, wurde zuerst in den protestantisch-liberalen Niederlanden gedruckt - wohl aus Befürchtungen gegenüber möglicher katholischer Zensur der astrologisch begründeten Chiromantie - erschien aber dann in Dresden, nachdem sich die zuvor gehegten Bedenken als voreilig erwiesen haben mögen.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 07.2019.
|