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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Cardano 1658 ist die zweite Auflage des von dem Mailänder Arzt - und Erfinders der Kardanwelle - in Paris 1552 verfaßten Werkes zur Metoposkopie (Stirnlinienkunde).

Er beruft sich auf einen antiken Autor Melampus. Wir befinden uns dabei in einem der Randgebiete der antiken medizinischen Diagnostik, die sich mantischer Praktiken bediente. In dieser Tradition werden die Falten auf der Stirn in Beziehung zu göttlichen Wesen, zum Mond und den Planeten zur Deutung des individuellen, charakterbedingten Schicksals herangezogen.
Sie offenbaren dem Kundigen beispielsweise den Einfluß des Zeus, der den Menschen klug und gerecht sein läßt. Die Saturn-Linie bezeichnet Geduldigkeit und gutes Gedächtnis. Diejenige der Sonne weist auf Mäßigkeit und Ehrwürdigkeit hin. Sieben Hauptlinien gibt es insgesamt, entsprechend den sieben Planeten. In ihrer Variabilität hinsichtlich der Länge und Anzahl - sie können durchlaufend oder unterbrochen, breit oder schmal, ausgeprägt oder schwach sein - lassen sie eine Vielzahl von Kombinationen zu. In ihrem Verlauf bilden sie unterschiedliche geometrische Figuren und symbolische Formen aus. Zu unterscheiden davon sind die Runzeln auf der Stirn, die auf individuelle intime Emotionen verweisen, daher selten von Dauer und somit nicht Zeichen des kosmischen Einflußes sein können.

Wie bei allem Glauben, daß der Körper von Signaturen geprägt sei, wird eine dreifache Beziehung zwischem einem äußeren Anzeichen, einer inneren Eigenschaft des Menschen und einer außer dem Menschen liegenden Kraft angenommen, die Gott, die Sterne oder die Natur sein kann. Dadurch galt die Metoposcopie als eine ernsthafte Semiotik (Wissenschaft von den Zeichen). Indessen weil diese Linien Markierungen mit einer gesicherten Bedeutung gegenüber dem diffusen Inneren des menschlichen Körpers sind, treten sie anstelle dieses Inneren, ja sogar des gesamten Individuums. Dieses wird damit zum bloßen Träger solcher Zeichen. Die menschliche Vielfalt wird gleichsam getilgt, um nur noch als neutraler Grund zu Gunsten eines Teiles anstelle des Ganzen zu dienen. Das zeigt sich ebenso bei den Interpretationsregeln: Gebrochene bedeuten unglückliche Momente des Lebens, gerade, durchlaufende glückliche. Die Länge ist Zeichen von Reichtum und Bedeutung; Kontinuität zeigt Glück, Diskontinuität zeigt Unglück an. Diese letztlich banalen Analogien wiedersprechen in hohem Maße dem Anspruch auf Entzifferung einer „göttlichen“ Schrift.

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert 07.2019.
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