Lange bevor National-Physiognomien zum Thema künstlerischer Studien wurden - mit Ausnahme der schon für die Ausgestaltung der Anbetungs-Szene erforderlichen Physiognomie des Schwarzen der Hl. Drei Könige oder der Personifikationen Afrikas, Asiens und Amerikas - waren die exotischen Kleidungen fremder Reisender des Orients Gegenstand zahlreicher Darstellungen. Zumal die räumliche Nähe und kommerziellen Kontakte zum Osmanischen Reich beförderten vor allem in Venedig die Aufmerksamkeit für solch auffällige Unterschiede, besonders bei Reichen und Vornehmen, auch bei bildenden Künstlern.
Während seines Parisaufenthaltes unternahm della Bella zwei Reisen, von denen eine nach Kairo führte. Die zweite unternahm er nach Holland, wo er mit Arbeiten Rembrandts bekannt wurde. Bei dieser Gelegenheit fertigte die Serie der Medaillons mit Köpfen im persischen Kostüm an, ob gar die Reisen Anlaß dazu gegeben haben mögen, ist ungeklärt.
Aus der gelassenen Ruhe und dem ruhigen Blick entnehmen wir, daß es sich um Personen von höherem Rang handeln muß, möglicherweise in diplomatischem Dienst. Kein erkennbares Rangabzeichen oder Attribut gibt nähere Auskunft über ihre Funktion. Es hat somit den Anschein als handele es sich bei diesen Medaillons tatsächlich nur um Kostümstudien des üppigen, exotischen Kopfschmuckes dieser Männer und Frauen unterschiedlichen Alters. Doch zwei Blätter mit den Köpfen je eines jugendlichen, weißen Kamelführer und eines schwarzen Pferdeknechts erwecken den Eindruck, als könne es sich um einen bestimmten Personenkreis handeln. Darüber ist indessen ebenso wenig bekannt.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 07.2019.
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