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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Philippus Phinella, wie er sich latinisiert schrieb - wie auf dem Porträt des achtundvierzig Jährigen von einem Anonymus gestochen zu lesen - und wahrscheinlich Filippo Finella auf italienisch hieß, verfaßte mehrere Bücher zur Physiognomik: 1627 über »Physionomia naturale« und 1629 zur »Phisionomia planetaria«, die in Neapel erschienen. 1633 veröffentlichte er ein Buch über Körpermale, diesmal in Antwerpen und seine Stirnlesekunst ließ er ebenfalls dort herausbringen.

Aus den Interessensbereichen ist bereits ablesbar, daß er sich mit den von der Zensur der katholischen Amtkirche als okkulten und damit verbotenen Wissenschaften, die der Astrologie zuzurechnen sind, beschäftigte. Welche Probleme ihm die kirchliche Zensur bereitete, wissen wir nicht im Einzelnen, aber schon die Tatsache, daß er nicht weiter in Neapel veröffentlichte, sondern nach Antwerpen auswich, ist ein deutlicher Hinweis auf diesen Zusammenhang, denn alle späteren Auflagen und Titel bis 1656 erschienen weiterhin in Antwerpen.
Er erlangte mit den Themen, auf die er sich spezialisert hatte, eine gewisse Berühmtheit: Praetorius ( 1661) verweist auf ihn und Zedler verfaßte einen Artikel über ihn in seinem Universallexikon von 1735. Das mag an dieser Spezialisierung gelegen haben.

Warum aber gab es diesen ideologisch-fundamentalistischen Streit um die astrologische Ausdeutung von Körpermalen auf Stirn und Händen, die doch zum festen Bestand einer seit der Antike bewährten und auch durchaus erfolgreichen medizinischen Diagnosepraxis gehörten? Das Problem lag in der für die katholische Kirche grundsätzlichen Frage nach der Willensfreiheit des Menschen. Wäre sein Wille - und damit die Entscheidung für seine Taten - von den Sternen vorherbestimmt, könnte er sich nicht frei entscheiden. Damit wäre er aber schuldunfähig und könnte durch Befolgung des rechten Glaubens weder eigenständig - eben aus freiem Willen - die Gebote Gottes einhalten noch sich - auch aus freiem Willen - ihnen widersetzen und damit Schuld auf sich laden.

Trotz dieses offensichtlichen Dilemmas - denn wer würde schon freiwillig auf seine Willensfreiheit verzichten ? - hatte die Astrologie immer schon und immer noch eine breite Anhängerschaft. Zu verführerisch ist der Glaube an die Vorherbestimmung des Schicksals. Die damals sicherlich noch bedrückendere Erfahrung von unerwartetem und unbegreiflichem Glück oder aber auch Unglück - Krankheit, Krieg, Todesfälle, Schicksalsschläge vielerlei Art -, denen man sich ansonsten nur mit dem Hinweis auf den unbegreiflichen Ratschluß Gottes ergeben konnte, dünkten vielen als zu unbegreiflich und grausam. Daher klammerten sie sich an die Hoffnung, zumindest ein Stückchen irdischen Glücks zu erlangen, wenn sie sich den Sternen anvertrauten und den richtigen Zeitpunkt für entscheidendes Handeln rechtzeitig im Voraus genannt bekommen konnten.

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© by Peter Gerlach  12.12.1999, revidiert 03.2018.
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