Ein klassisches medizinisches Kompendium des Barock für Philosophen und Mediziner, in dem das traditionelle Wissen von der Antike bis in die jüngste Zeit zusammenzufassen versucht wurde. Für die medizinische Diagnostik beschrieb Moldenarius in IV Büchern die physiognomischen Körpermerkmale ebenso, wie die chiromantischen der Handlinien, die metoposkopischen der Stirnlinien und die oneirocritischen des Traumes.
Damit setzte er die traditionelle topographisch-optische (lokale) Lesart der physiognomischen Körpermerkmale fort, als wenig später › Le Brun diese alle in eine neue kinetische Lesart übertrug.
Er rückte die Bewegungsveränderungen im Bereich der Augenbrauen und um den Mund herum als zentrale optische Darstellungsmerkmale für die bildliche Wiedergabe von Affektausdrücken ins Zentrum seines Interesses.
Im IV. Buch brachte zwar auch keineswegs Neuerungen vor, hatte aber mit der Traumdeutung (Oneirocritica) ein methodisch anderes Element behandelt. Dieses wurde dann zu Beginn der neueren Psychoanalyse bei Freud die entscheidende Grundlage einer als Wissenschaft bis heute zwar umstrittenen, aber dennoch allgemein akzeptierten Disziplin, die über das Wort die Psyche des Individuums zu entschlüsseln sich anschickte.
Moldenarius hatte diesen quasi-kinetischen, aber unanschaulichen Analysegegenstand der auf die Topographie - auf die Oberfläche des Körpers - gerichteten Anschauung zur Seite gestellt.
© W.P.Gerlach 12.12.1999, revidiert 07.2019.
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