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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »A Man With Properties -
But Which Ones ?«

Physiognomics 1474 to 1979 in Europe. Illustrations, Comments, and Bibliography
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Della Portas Werk erschien zuerst › 1603 in Latein und stellte die erste ausführlich kommentierte Zusammenfassung aller dem XVI. Jahrhundert überlieferten antiken Texte zur "himmlischen" Physiognomik dar. 1614 und 1616 erschien diese Ausgabe in italienischer Sprache.

Aus dem Titel wird deutlich, daß della Porta sich mit der astrologischen Tradition der divinatorischen Elemente der Physiognomik beschäftigt. Durch seine Probleme mit der kirchlichen Zensur, dem berüchtigten Index, gewitzt, diskutiert er die anstößigen Probleme, die der katholischen Kirche Probleme wegen der Frage nach dem freien Willen des Menschen bescherten, immer unter diesem Aspekt. Vor allem im Vorwort geht er in aller Deutlichkeit geschickt mit diesem Vorwurf ins Gericht. Daher erscheint es aufschlußreich den Text des Vorworts hier vollständig wiederzugeben.

„Zu allen Zeiten stand bei allen Völkern die Kunst der Vorhersage in hoher Gunst. Davon legen viele der von ihnen hinterlassene Bücher ein deutliches Zeugnis ab. Verfasst wurden sie von vortrefflichen Männern sowohl der Antike, als auch der Modernen, von Griechen, Lateiner und Araber. Unter diesen Künsten nimmt diejenige den ersten Platz ein, die aus der Konstellation der Gestirne Zukünftiges vorhersagt, als diejenige, die gegenüber den übrigen auf weit sicherere Belege gegründet scheint. Seit meiner Kindheit fühlte ich mich von großem Verlagen getrieben sie zu erschließen. Mit Aufmerksamkeit und Neugier trug ich ihre Geheimnisse zusammen, damit ich mich für diese Wissenschaft als Ganzes und in allen Details gerüstet sah.
Als dann aber auf Beschluß der Obrigkeit diese aus dem Kreis der Wissenschaften der Katholiken verbannt wurde, riß ich - obwohl ich mich zuvor voller Begeisterung in die Untersuchung gestürzt hatte - ja löschte ich sie von ganzem Herzen aus meinem Geiste. Ich studierte sie nun mit einem anderem Blick als zuvor. Dabei entdeckte ich schließlich, daß die Astrologie nichts anderes als eine vorgebliche, nur eingebildete Wissenschaft ist und das, was sie an Wahrheit in sich birgt, sie nirgends anders hernahm als aus der reinen Physiognomik. Deren Autoren aber haben diese, um sie reicher und den Menschen gefälliger erscheinen zu lassen, in den Himmel gehoben, damit sie himmlischem Einfluss ausgesetzt sei und somit aus erhabenen Gründen für eine himmlischere und göttlichere Wissenschaft gehalten würde. Gegen diese Astrologie haben viele große Männer von keineswegs mittelmäßiger Autorität mit aller Kraft ihres Geistes argumentiert und gestritten. Meinem Urteil nach mit genauso überzeugender Kraft an Einsicht, wie diejenigen, die diese Absicht nicht hatten.
Als jene sich anstrengten, den Einfluß des Himmels zu beseitigen, widerlegten sie die Gründe aber für Vorhersagen keineswegs. Zudem zeigten sie ihre Unkenntnis über das Kreisen der Himmelskörper und die Bewegungen der Sterne. Daher konnten ihnen ausgezeichnete Mathematiker und Philosophen erfolgreich entgegentreten. Wir aber haben uns angestrengt, die Wahrheit der Astrologie auf andere Weise zu zerstören, weil das, was sie behandelt, nichts Geringes ist und der Macht der Planeten keineswegs ausgesetzt sein läßt.
Dem setzen wir entgegen, daß es aus den Qualitäten der Elemente hervorgeht, aus denen der Menschen Körper gebildet sind. Sie sagen, daß diejenigen, die Merkmale der Vorherrschaft Jupiters aufweisen, hell seien, von gewisser vorteilhafter Tönung, mit mittelmäßiger Behaarung, mit schwarzen und mittelgroßen Augen und von bewundernswerter Gestalt, geziert mit schönem Verhalten, einem großen Geist, große Dinge lieben und immer bereit seien große Taten zu vollbringen, vornehm und aufgeschlossen seien, eindrucksvoll mit ihren Taten, frohgemut usw. Aber all das, was sie den Sternen zuschreiben, denen wir alle unterworfen seien, somit auch die Güte der Gestalt, des Verhaltens und des Glücks, halten wir entgegen, daß dies alles von den Qualitäten bedingt sei. Weil in ihnen die kühle, feuchte, wie auch die luftige, sanguinische Qualität vorherrscht, besitzen daher diejenigen, die dieses Temperament aufweisen, eben diese Gestalt und dieses Verhalten. Das wurde hinlänglich in unserer Physiognomik des Menschen dargelegt. Ich lasse es dahingestellt sein, daß, wenn man am Verhalten und an der Gestalt bei Menschen untersucht, wodurch diese geformt sind, man deren Unzuverlässigkeit ganz klar herausfinden wird. Die Frucht im Bauch der Mutter empfängt doch die Qualität des Blutes, die im Samen vorherrscht, und nach 40 Tagen kommt der Geist darüber. Diejenigen Verhaltensmerkmale werden den Menschen auszeichnen, die er durch das Temperament als Embryo erhalten hat. Was nun aber hat die Stunde der Zeugung mit der der Geburt zu tun, wenn die Verhaltensmerkmale schon 8 Monate zuvor empfangen wurden? Und warum bleibt dieser Zeitpunkt unbedacht? Ich weiß nicht, was sie bramarbasieren über Analogie und Konvenienz zwischen Samen und Austritt aus dem mütterlichen Bauch, wenn es nichts Gemeinsames zwischen diesen beiden Zeitpunkten gibt.
Wir haben eine weitere nicht ganz unnütze Überlegung zu dem angefügt, was den Astrologen bei einen kurzen Blick, wenn sie den Blick zum Himmel erheben, um die Sterne in Augenschein nehmen, die sich am Himmel zeigen, ihnen über einen langen Zeitraum hin und aus mannigfaltiger Erfahrungen erscheint: Sie erkennen alles aus deren Physiognomie, Farbe, Bewegung, Menge, Schönheit, Häßlichkeit. Der Stern des Jupiter und der der Venus erstrahlen in einem lieblichen und freudigen Glanz, womit sie das Strahlen des Himmels befördern, das eine gewisse Majestät der Natur bezeichnet. Dadurch verkünden sie eine vergleichbare Wirkung: die Menschen bedenken sie mit Grazie und Großherzigkeit, lassen sie glanzvoll und von stetigem Reichtum begleitet sein. Daher werden sie heilbringende Sterne genannt. Im Gegensatz dazu der Stern des Saturn. Weil er fast blau unterlaufen, von einer häßlich schmutzigen Blässe ist und gleichsam das Auge beleidigt macht er die Menschen melancholisch und ähnlich unbeständig. Der Stern des schrecklichen, bedrohlichen Mars macht die Menschen rot, zornig, sanguinisch und verheißt Krieg, Lepra, wilde und feindliche Ereignisse, unglückliche Worte, bewirkt Dinge, die sich auf Dauer im ganzen Werk zeigen werden. In diesem ersten Buch werden wir die Physiognomie der Planeten beschreiben, welche Verhaltensweisen, welche Unruhe, welche Herrschaft, welche Glücksfälle sie prägen und auf welche Weise man aus ihren Aspekten lesen kann und daß alle diese Dinge nicht auf dem Einfluss der Sterne beruhen, sondern aus eben den Qualitäten der Elemente.“
(Proemio, S. 1 - S. 2, Übersetzung: W.P.Gerlach).

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© W.P.Gerlach  12.12.1999, revidiert 07.2019.
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