Rothmanns praktische Chiromantik ist eines jener von astrologischen und divinatorischen Mutmaßungen durchsetzten eher populären Handbücher, auf die es die katholische Zensur abgesehen hatte und sie nach der Reformation, ab 1525, auf den Index setzte.

Damit war ihre Verbreitung in den katholischen Ländern Europas weitgehend ausgeschlossen, wenn sie auch in vielen adligen Privatbibliotheken durchaus ihren Platz fanden. Nur benutzen und lesen konnte man sie ausschließlich insgeheim. Es ist daher nicht überraschend, daß das Werk in einem protestantischen Königreich, in Sachsen, zunächst in Latein, dann - im Jahr darauf - auf Deutsch erschien.
Der gelehrte Autor bediente sich in seiner Argumentation voll und ganz der von Paracelsus entwickelten Signaturenlehre. Diese zielte darauf ab, sowohl den Kosmos als auch jede Existenz auf Erden als durch eine "Signatur" von Ähnlichkeiten (einem mitunter offenkundigen, mitunter schwer zu erfahrenden, aber durchaus äußerlich sichtbaren Zeichen, wie die Form, Farbe, Geruch etc.) untereinander in Verbindung stehend zu betrachten. Diese Verbindung bedeutete zugleich auch Gemeinsamkeiten, z.B. der heilenden Wirkung von Pflanzen und anderen Substanzen.
Der Chiromantiker liest an jedem Glied des menschlichen Körpers dessen bestimmte Form - die je nach Temperament unterschiedlich ausfallen kann - und sucht weitere Signaturen in den Gestalten von Linien, Flecken, Marken etc., die diese Glieder an ihrer Oberfläche aufweisen. Die richtige Lesart dieser Zeichen verhilft dem Kundigen verschiedene Hinweise zu erhalten, die sowohl die Gesundheit, Lebensdauer und sonstige Schicksalsschläge betreffen können. Aus der deutenden Interpretation aller dieser unterschiedlichen Zeichen zusammengenommen kann er Ratschläge für die Lebensführung des Betroffenen ableiten.