Ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Produkt aus der Schweiz ist die Bildnissammlung von Théodore de Bèze. Ungewöhnlich, weil der Autor sich dem Vorwurf der vom Protestantismus verworfenen Bilderverehrung aussetzen konnte. Dem entgegnete er aber im Vorwort schon mit dem Hinweis darauf, daß sie keinesfalls dafür gedacht seien in Kulträumen ausgestellt zu werden. Gewidmet ist das Buch Franz I., der als Humanist und Gründer des
Collège de France gelobt wird, da dort diejenigen Sprachen - Häbräisch, Griechisch, Latein - gelehrt würden, die zum Studium der Hl. Schrift unerläßlich seien.
Die Bildnisse sind mit
Emblemen (oder
Lemmata) versehen. Diese kurzen Verse im Stil des damals durchaus modischen Alciatus geben eine moralische Erläuterung der Person des Dargestellten und seines Werkes wieder.
Die Frage nach der Autorenschaft der Holzschnitte läßt sich nicht ganz einfach beantworten. Die Mehrzahl könnten von Pierre Cruche aus Paris stammen, der um 1560 in Genf, danach dann in Lyon tätig war. Die meisten der Bildnisse von Schweizern und Deutschen sind Tobias Stimmer oder seiner Schule zugeschrieben worden.
De Bèze (Besze, * 1519 - † 1590), als Dichter, Theologe und Diplomat hervorgetreten, hatte eine Geschichte der Kirche Frankreichs und ein Buch über französischen Märtyrer verfaßt, als er ab 1570 Bildnisse von den wichtigsten Akteuren der Reformation aus ganz Europa, von Märtyrern, Predigern, Theologen, Gelehrten, lokalen Herrschern und hohen Beamten zusammentrug. Diese hatten durch ihre Werke oder Taten die Sache der Reformation gefördert. Er verfaßte 78 Elogen unterschiedlichen Umfangs, in denen teilweise mehr als eine Person gelobt wird. Davon wurden schließlich 44 mit einem Bildnis veröffentlicht. 1580 erschien zunächst eine lateinische Ausgabe »Icones, id est verae imagines virorum doctrina simul et pietate illustrium« (In-4°, non paginé, fig., portraits). 1581 machte sich der Genfer Pfarrer und Dichter Simon Goulart daran eine französischsprachige Übersetzung anzufertigen. Sie enthielt immerhin zwei weitere Bildnisse, die zwischenzeitlich erreichbar waren: eines von Julius-Caesar Scaliger (S. 145) und das von Robert Estienne (S. 157). Aus einer späteren Neuauflage von 1673 erfahren wir auch, daß Bèze ein II. Buch vorgesehen hatte, in das Bildnisse von Königen, Prinzen, Königinnen und Heerführern aufgenommen werden sollten. Von denen wurden dann 31 in dieser Ausgabe zusätzlich, ohne Texte, abgedruckt.
&169; by Peter Gerlach 12. 12. 1999, revidiert 03.2018.