Bartolomeo della Rocca ist eine bemerkenswert-merkwürdige Gestalt des frühen XVI. Jahrhunderts in Bologna gewesen. Er studierte Medizin und betätigte sich als Chirurg. Mit 36 Jahren schrieb er einen Kommentar in Dialogform zu dem als Ps.-Aristoteles überlieferten antiken Werk zur
Physiognomik und vielen der arabischen Texte zu diesem Komplex. Dieses Werk enthält zugleich Berichte über seine Erfahrungen als Chirurg, Allgemeines zur Lehre von den Komplexionen, biographische Notizen auch zu historischen Personen. Dies alles nun immer unter dem Aspekt der Physiognomik und Chiromantie.
Sein Temperament brachte ihm den Spitznamen Cocles, d.h. wiederborstig, grob, ein. Schon seine Schrift ist durchsetzt mit astrologisch-divinatorischen Vorstellungen. Diese Verbindung von Wahrsager und Koleriker hat dann auch sein relativ frühes Lebensende bestimmt: er wurde in dem von ihm selbst vorhergesagten Jahr 1504 ermordet, obwohl er sich vorsorglich bewaffnet hatte.
Als Zeitgenosse von Cardano durchzog er als Astrologe die Romagna und verdingte sich an den verschiedenen Höfen. Er gehörte zu jener Spezies von Projektemachern, die als durchaus Gebildete ihr finanzielles Glück dadurch zu machen hofften, daß sie sich mit ihren Schriften an einen potenten Herrscher wandten, um von dort eine Finanzierung ihres Lebens zu erhalten. Immerhin hat Achillini das Vorwort zu seinem Buch geschrieben. Es wurde so populär, daß wir zahlreiche Nach- und wohl auch Raubdrucke unter dem Titel "Compexionsbüchlein" o. ä. von seinem, zuerst 1503 in Bologna erschienenen Buch kennen.
Agrippa von Nettesheim verwandte dieses Buch. Er gilt als Lehrer Willibald Pirkheimers - des Freundes und Förderes von Albrecht Dürer.
© W.P.Gerlach 12. 12. 1999, revidiert 07.2019.
