Dieses seltene, überaus rare Büchlein ist deswegen von großem Interesse, weil es eines der ersten gedruckten Werke zur Physiognomik ist, das nördlich der Alpen erschien und zugleich auf die bedeutende Rolle aufmerksam macht, die Krakau in der beginnenden Renaissancekultur dieser Region spielte. Immerhin hat Rudolph Agricola d.J. eine Einleitung zu dem Buch verfaßt.
Prof. Dr.phil. Johann Glogowczyk hatte eine Professur für Philosophie in Krakau inne, beschäftige sich publizistisch auch mit Fragen der Mathematik, Geographie und Astronomie, wie aus den immerhin 17 Titeln seiner Publikationsliste hervorgeht.
Belesen war er zum Problem der Physiognomik. Er kannte die Schriften des Pseudo-Aristoteles, des griechischen Arztes Philumenost (II. Jh. v.Chr.), Plinius d.Ä. und Plinius d.J., des Pseudo-Ptolemaeus, Galens, Halys, Isidor von Sevillas, Avicennas, Constantinus Africanus, Rhâzes, Almansoris, Philaretus, Mondino dei Liuzzi (ital. Anatom, XIV.Jh.).
Seine Argumentation baute er auf der humoralmedizinischen Temperamentenlehre auf, die zugleich auch medizinische Diagnoselehre war. Körper und Seele werden somit noch als eine untrennbare Einheit erfaßt, in der das eine nicht ohne Folgen für das andere bleiben kann.
Er ordnet das überlieferte Wissen zur Sache systematisch.
Als erstes erstellte er einen Katalog von einschlägigen Merkmalen, führt dann die morphologischen Eigentümlichkeiten psychischer Typen auf. Es folgt als 3. Kapitel eine "Phisionomia capitis" - also ein eigener Abschnitt über die physiognomischen Kennzeichen des Kopfes und seiner Teile. Sieben Kapitel zu Morphologie nach Kürperregionen geordnet folgen, abschließend gefolgt von den physiognomischen Anzeichen verschiedener charakterlicher Eigenschaften.
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