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Prof. Dr. Peter Gerlach


 
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  »Proportions - Body - Live«
Sources - Concepts - Arguments
Theories of Human Proportions from 1576 to 1922
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    Anonym

    Proportion von Mann und Frau"




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    Kommentar
    Das Studium der menschlichen Figur gehört zu den vornehmsten Aufgaben der europäischen Kunst seit der Antike.

    Die Proportion der weiblichen wie der männlichen Gestalt ist der Ausgangspunkt jeglicher Darstellung. Erst auf dieser Grundlage lassen sich in weiteren Schritten Plastizität - also Haltung und Stellung - einschließlich angemessener Mimik formulieren. Indessen ist die Wahl der idealen Proportion, der ebenmäßig-mittleren Gestalt, wie auch des zugehörigen mittleren Alters, bereits erstes Mittel der Charakterisierung.

    Diese Zeichnungen sind ein durchschnittliches Produkt des akademischen Zeichenunterrichts des XIX. Jahrhunderts, darin vergleichbar Studienarbeiten, wie sie seit dem XVI. Jahrhundert bis heute geläufig sind. Hier nun ist ein spezifischer Fall zu erkennen. Die eingetragenen Maße machen deutlich, daß sie für Unterrichtszwecke (oder zur Veröffentlichung in einem Lehrbuch) hergestellt wurden. Der verwendete Maßstab beträgt 1 Kopflänge, unterteilt in 4 Nasenlängen zu je 4 Teilen. Dieser Maßstab wurde erstmals von Nicolas Poussin (um 1640) in Rom angewandt. Publiziert von Audran 1683, wurde er zum verbindlichen System der französischen Kunstakademie.

    Die ganze männliche Figur weist die Höhe von 8 Kopflängen auf. Dieser Kanon unterscheidet sich von denen der Antike (Vitruv III.1.2: 10 Gesichtslängen, bei Statuen: 7,5 Kopflängen), aber auch von anderen Entwürfen der italienischen Renaissance. Erst die empirisch-anthropometrischen Untersuchungen der französischen Akademiker an antiken Statuen wiesen den Weg zur modalen Unterscheidung der Proportion von Götterstatuen, der von sterblichen Heroen und der von gewöhnlichen Sterblichen. In diesen Zeichnungen nun ist der höchste Modus, der der Götter vorgeführt.
    Die Einzelmaße sind analog denen des Apoll vom Belvedere und der Venus Medici in der Publikation von Audran 1683 eingetragen, stellen also Idealmaße von Gottheiten dar.


    Bibliographie
    Anonymer französischer Zeichner
    Proportion des Mannes und der Frau, Ende XIX. Jahrhundert.
    Bleistift und Feder auf Papier, 58 x 44,7 cm.
    Privatbesitz.
    Literatur: Frank Balters - Peter Gerlach, „Zur Natur von Albertis De Statua.“ In: Kunsthistorisches Jahrbuch Graz, Bd. 23, 1987, S. 39 - 45; Peter Gerlach, »Proportion. Körper. Leben. Quellen, Entwürfe, Thesen.« Köln 1990, S. 24 - 50; Gudrun Valerius, »Antike Statuen als Modelle für die Darstellung des Menschen.« = Europ. Hochschulschriften, Reihe XXVIII, Kunstgeschichte. Frankfurt a. M. - Berlin - Bern 1992, S. 141 - 159.


    © WP.Gerlach 12.12.1999, revidiert 07.2019.
    © by Institut für Kunstgeschichte, RWTH Aachen 12.12.1999.



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